Sie kennen einander seit ihrer Schulzeit. Sie bezeichnete ihn als ihren "besten Freund". Doch mittlerweile sind Sympathie und Vertrautheit dahin wegen eines schwerwiegenden Vorwurfs: Es geht um sexuelle Nötigung und Körperverletzung. Wegen dieser Vorwürfe steht der Polizist Kamiar M. zurzeit vor dem Amtsgericht. Dem 29-Jährigen wird vorgeworfen, seine gute Freundin Claudia P. (Name geändert) in seiner Wohnung unter Anwendung von Gewalt sexuell bedrängt zu haben. Unter anderem soll er die Arzthelferin in den Schwitzkasten genommen und versucht haben, ihre Hose zu öffnen. Schon einmal stand der Polizist wegen ähnlicher Vorwürfe vor Gericht. Damals war er vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden, weil es Zweifel an der Aussage der Zeugin gab.
Auch diesmal geht es im Wesentlichen um die Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers. Drei Verhandlungstage lang ist die Zeugin unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen worden. Und hat dabei nach Ansicht von Verteidiger Uwe Maeffert nicht überzeugt. Nach der Vernehmung der 30-Jährigen sowie "der Abwägung von Plausibilität und Konstanz ihrer Aussage stehe ich auf dem Standpunkt, dass der Vorwurf keinen Bestand hat und das Verfahren beendet werden muss", sagt der Verteidiger. Hinzu komme, dass sein Mandant seinerzeit mit Einsatz des MEK und unter Vorhalt einer Waffe festgenommen worden sei. Eine Maßnahme, die Maeffert als "maßlos überzogen" bezeichnet. Zudem sei in mehreren Einzelheiten von der Polizei nicht genau genug ermittelt worden. Der Vorwurf gegen Kamiar M. sei zu einer "Riesensache" gemacht worden. Man wolle ihn bei der Polizei "loswerden". Tatsächlich habe der 29-Jährige zur Tatzeit 13 SMS an seine Lebensgefährtin geschickt. Das sei auch anhand der Telefonverbindungen zu beweisen. Deshalb sei es unmöglich, dass er die Zeugin so bedrängt haben könne, wie die es geschildert hat, "weil er dann noch eine Hand für sein Handy frei gehabt haben müsste".
Doch die Aussage des Lebensgefährten von Claudia P. wiederum stützt die Angaben der Zeugin. Die 30-Jährige habe ihn in jener Nacht vom 10. auf den 11. September vergangenen Jahres, als sie Kamiar M. besuchte, angerufen und sei "völlig aufgelöst" gewesen. "Sie hat nur noch geheult." Sie habe ihm erzählt, sie sei bedrängt worden und gewürgt und habe geschrien. "Sie sagte, sie habe panische Angst gehabt." Ihre Chefin und ihr Lebensgefährte rieten ihr dann, den Polizisten anzuzeigen. Der Prozess wird fortgesetzt.
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