Hat der Hamburger Energiekonzern Lichtblick mit seinem Angebot, in Hamburg ein Gaskraftwerk bauen und betreiben zu wollen, den Mund zu voll genommen? Erst gestern hatte Lichtblick-Sprecher Gerno Lücking im Abendblatt entsprechende Pläne bekräftigt. Tatsächlich ist ein Projekt dieser Größe aber Neuland für Lichtblick. Als Referenz, dass Lichtblick in der Lage ist, ein solches Kraftwerk durchzubringen und zu betreiben, hatte Lücking unter anderem das Kraftwerksprojekt in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) angegeben. Dort hatte die Lichtblick-Tochtergesellschaft Concord-Power ein Gaskraftwerk geplant und genehmigt bekommen. Wie jetzt bekannt wurde, hat das Unternehmen aber das gesamte Projekt an den Energiekonzern E.on verkauft - wird das 1200-Megawatt-Gaskraftwerk also gar nicht selbst betreiben. Das Problem: Concord-Power hat keinen Gasvertrag bekommen.
Der Sprecher der Sparte E.on Kraftwerke, Andreas Brandtner, sagte dem Abendblatt: "E.on hat das Grundstück von Concord-Power erworben und eine Absichtserklärung mit dem russischen Erdgasförderunternehmen Gazprom für den gemeinsamen Bau und Betrieb des Gas- und Dampfturbinenkraftwerk bei Lubmin unterzeichnet", so Brandtner. Eine endgültige Investitionsentscheidung solle aber erst im Jahr 2009 fallen.
Gerno Lücking sagte, es sei für einen unabhängigen Energiekonzern wie Lichtblick sehr schwer, "im Stromerzeugungsmarkt Fuß zu fassen". Es habe aber von Anfang an die Option gegeben, das Kraftwerk bei Lubmin nicht selbst zu betreiben, sondern zu verkaufen. Sein Vorwurf: "E.on hat uns bezüglich eines Gasvertrages hingehalten und am Ende entschieden, dass sie uns kein Gas geben werden." E.on wolle das lukrative Geschäft lieber selbst machen, als neue, kleinere Firmen in den Gasmarkt einsteigen zu lassen, so Lücking. Er gibt zu, dass Lichtblick auch bei einem Gaskraftwerk in Hamburg für einen Gasvertrag werde "verhandeln und kämpfen" müssen. Trotzdem ist er davon überzeugt, ein Gaskraftwerk in der Hansestadt betreiben zu können. Lücking geht davon aus, dass der Energiemarkt sich "in Richtung Wettbewerb" entwickeln und eine "Abhängigkeit von E.on Ruhrgas grundlegend ändern" werde. Was die eigenen Kraftwerkspläne von Lichtblick in Hamburg angeht, ruderte Lücking allerdings zurück. "Es geht uns nicht um unser Unternehmen, sondern um das Projekt Gaskraftwerk." Ziel sei, dass kein Steinkohlekraftwerk gebaut werde. "Wir würden uns aber an der europaweiten Ausschreibung beteiligen", so Lücking.
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