Nach der Verabschiedung des Studienfinanzierungsgesetzes wollen studentische Gruppen einen Boykott der Studiengebühren organisieren. "Wir kämpfen auf einer anderen Ebene", sagt Fredrik Dehnerdt von der Offenen Gruppe - der Zusammenschluß politisch aktiver Studenten hat weite Teile des Widerstands gegen Studiengebühren organisiert.
Gemeinsam mit anderen Gruppierungen ruft die Offene Gruppe nun Studenten auf, den Gebührenbetrag nicht an die Hochschulen, sondern an ein studentisches Treuhandkonto zu überweisen. Beteiligt sich weniger als ein Drittel der eingeschriebenen Studenten, soll der Boykott abgebrochen und das Geld an die Unis weitergeleitet werden. Wird das Quorum von 13 000 Personen jedoch erreicht, verbleibt das Geld auf dem Treuhandkonto.
Damit soll die Universitätsleitung unter Druck gesetzt werden. "Wenn sich niemand an ein Gesetz hält, ist es nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt ist", sagt Florian Kasiske von der Offenen Gruppe. "Viele Studenten können sich Studiengebühren nicht leisten. Der Boykott ist ihre Chance." Es soll ein bundesweites Bündnis mit Studenten anderer Bundesländer organisiert werden. "Wir können mit dem Boykott nichts verlieren, aber viel gewinnen", sagt Fredrik Dehnerdt.
Doch dem Vorhaben stehen noch Hindernisse im Weg. Zwischen den verschiedenen studentischen Gruppierungen bestehen inhaltliche und persönliche Differenzen hinsichtlich des Boykotts. Der Allgemeine Studierendenausschuß (AStA) beteiligt sich gar nicht an der Aktion. Seit mehreren Semestern organisieren Studenten der Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) ferner einen Boykott der Verwaltungsgebühren von 50 Euro mit mäßigem Erfolg - nur mehrere hundert Studenten machten mit. "Das größte Problem sind die Ängste der einzelnen Studenten vor rechtlichen Konsequenzen", meint Kasiske. Es brauche viel Überzeugungsarbeit.
Die Unileitung sieht dem Gebührenboykott gelassen entgegen. "Aus unserer Sicht ist das kein heißes Thema", sagte der Vizepräsident Prof. Holger Fischer. Man rechne mit keiner hohen Beteiligung. Die Zahlungsverweigerer müßten jedoch die Konsequenzen bedenken. Die Uni könne nicht garantieren, die Semesterunterlagen bei spätem Zahlungseingang rechtzeitig zu Semesterbeginn an die Boykottierer zu versenden. Eine Exmatrikulation sei jedoch sehr unwahrscheinlich. "Ich glaube nicht, daß wir zu diesem scharfen Schwert greifen", sagte Fischer.
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