Ehefrau getötet - Attila S. sitzt jetzt in Ochsenzoll

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Attila S. (40) sitzt weiterhin hinter Gittern. Aber nicht mehr im Untersuchungsgefängnis, sondern im Klinikum Nord Ochsenzoll.

Ein Haftrichter des Amtsgerichts hat gestern für den Mann (40), der am Montag in Eißendorf seine Frau enthauptet hatte, die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie angeordnet. Vermutlich werde der in der Türkei geborene Mann mit dem deutschen Paß die nächsten Jahre im Haus 18, in dem Schwerstverbrecher wie der sogenannte Heidemörder Thomas Holst untergebracht sind, sitzen, hieß es.

Der grausige Mord in Eißendorf hatte in ganz Hamburg Entsetzen ausgelöst. Attila S., der seit Jahren in psychiatrischer Behandlung war, aber von Ärzten nicht als gefährlich eingestuft worden war, hatte nach der Enthauptung den Kopf seiner Frau aus der Wohnung zu einer nahegelegenen Tankstelle gebracht und abgelegt. Dann sagte der Arbeitslose dem schockierten Tankwart, er solle die Polizei rufen (wir berichteten).

Attila S. hatte seine Frau Fatma (39) in der Nacht mit einem Küchenmesser getötet, immer wieder wie im Rausch auf ihren Körper eingestochen, bis sie verblutete. Dann trennte er mit dem Messer den Kopf ab. Warum er sich entschloß, mit dem Kopf aus der Wohnung zu laufen, ist unklar. Sein Tatmotiv zeigt, wie krank der Mann ist: Bei seiner Vernehmung durch die Mordkommission im Polizeipräsidium sagte der Familienvater, er habe "versteckte Botschaften in den Medien und im Internet" empfangen und im "Auftrag aus niederen Ebenen" seine Frau ermordet. Zudem will er so symbolisch eine Scheidung vollzogen haben.

Die Töchter des Paares (6 und 13 Jahre) schliefen während der Tat im Kinderzimmer. Zunächst war unklar, wieviel sie von den Grausigkeiten mitbekommen hatten. Doch erste Gespräche mit Psychologen haben jetzt ergeben, daß sie vermutlich zumindest nicht mitansehen mußten, was ihr Vater tat, und daß sie auch den Torso ihrer Mutter nicht gesehen haben.

In der Ehe zwischen Attila und Fatma soll es seit langem gekriselt haben. Beide stammen aus derselben Provinz in der Türkei nahe Izmir. Dort, so erzählen die Verwandten, sollen sie schon als Kinder einander versprochen worden sein. Doch im Gegensatz zu Fatma kam Attila schon sehr früh nach Deutschland, als Kleinkind und Sohn eines Gastarbeiters.

Fatma folgte später, heiratete Attila dann vor 14 Jahren. Attila hatte als Junggeselle wild gelebt, er soll nach Auskunft seines Bruders große Mengen Kokain genommen haben. Mit der Hochzeit entschloß sich Attila, wieder strenger nach den islamischen Regeln zu leben. Er ging regelmäßig in die Moschee. Seine Frau durfte nur mit einem Kopftuch verhüllt auf die Straße gehen.

Eine Einweisung wie im Fall Attila S. in die geschlossene Psychiatrie darf laut Strafprozeßordnung angeordnet werden, wenn das Gericht annimmt, daß eine Straftat "im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit" verübt wurde. Hintergründe waren hier die jahrelange psychiatrische Behandlung des Mannes.

( kj )

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