Über das Verkehrskonzept für die HafenCity entbrennt ein Streit zwischen Anwohnern und der Behörde für Stadtentwicklung. Grund: Die Straße Am Sandtorkai entlang der historischen Speicherstadt soll Ende 2007 zu einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße ausgebaut werden. "Ein Schildbürgerstreich, diese Straße zu einer Rennstrecke Richtung Elbbrücken zu machen", sagt Frank Jacob, der in HafenCity wohnt: "Wir haben uns als Wohnort das wichtigste Leuchtturmprojekt Hamburgs ausgesucht. Wir wissen, daß es dort lebendig zugeht - aber mit einer Hauptverkehrsachse direkt vor der Tür haben wir nicht gerechnet."
Frank Jacob hatte zusammen mit anderen Anwohnern an einem nichtöffentlichen "Nachbarschaftstreff" des Bezirks Mitte und der HafenCity Hamburg GmbH teilgenommen. Dabei habe Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity GmbH, den Anwohnern erklärt, der vierspurige Verkehrsweg sei als Entlastung für die vielbefahrene ehemalige Ost-West-Straße (65 000 Autos täglich) gedacht. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) bestätigte gegenüber dem Abendblatt die Ausbau-Pläne für die Straßen Am Sandtorkai, Brooktor und Versmannstraße. Faktisch entsteht damit eine vierspurige Verbindung vom Baumwall zur Freihafen-Elbbrücke. Sie ist etwa drei Kilometer lang. Die Straße Am Sandtorkai bildet die Nahtstelle zwischen der HafenCity im Süden und der Speicherstadt im Norden. Mit der Speicherstadt will Hamburg einen Eintrag in die Liste als Weltkulturerbe erlangen (wir berichteten).
Schon jetzt werde der Straßenzug Am Sandtorkai/Veersmannstraße als "heimlicher Autobahnzubringer" und "Rennstrecke" genutzt, beklagen Anlieger. Über diesen "Schleichweg" könne man einem Stau auf der Amsinckstraße ausweichen und über die Billhorner Brückenstraße schnell das Autobahnkreuz Süd erreichen. "Die Lastwagen donnern teilweise mit Tempo 80 oder 90 durch den Sandtorkai", klagt Frank Jacob. "Ein Wunder, daß bisher noch kein Mensch überfahren wurde." Schon beim ersten Anwohnertreffen gab es Klagen über Auto- und Schwerlastverkehr. Besonders bemängelt wurde, daß es keinen Zebrastreifen gibt. "Auch unser Wunsch nach einem provisorischen Zebrastreifen wurde abgelehnt", sagt Frank Jacob. Von der HafenCity Hamburg GmbH gab es dazu am Freitag keine Stellungnahme.
Als einen weiteren Schildbürgerstreich bewerten die Anwohner, daß für den Ausbau der erst vor elf Jahren eingerichtete Kreisel am westlichen Ende der Straße Am Sandtorkai abgerissen und durch eine Kreuzung ersetzt werden soll. "Das kann doch nicht war sein, daß der gut funktionierende Kreisel abgerissen wird", klagt Frank Jacob. Der Kreisel war 1995 während der Neubebauung der Kehrwiederspitze angelegt worden.
Nach Mitteilung der Stadtentwicklungsbehörde ist der jetzige Kreisel nicht leistungsfähig genug. Nur eine Ampelkreuzung könne den erwarteten Verkehr bewältigen.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Hamburg