Zum Frühstück ins Möbelhaus - Ansturm auf das Schwedenbüfett

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Es ist dunkel draußen und eiskalt - morgens um 8 Uhr auf dem Ikea-Parkplatz in Moorfleet. Die Türen des Möbelriesen sind noch fest verschlossen. Erhellt wird das Areal nur vom hauseigenen Restaurant im ersten Stock. Hier ist es alles andere als ruhig. Die Mitarbeiter bereiten sich auf den allmorgendlichen Ansturm vor. Hunderte Teller werden vorbereitet. Auf jeden kommt neben Dekoration aus Dill und Petersilie eine Scheibe Lachs, etwas Wurst und Käse. Dazu gehören zwei Brötchen und Margarine oder Butter nach Wahl und Kaffee satt - fertig ist das Schwedenfrühstück. Für 1,50 Euro.

Und dieses Angebot lockt täglich zwischen 9 und 11 Uhr etwa 1000 Gäste ins Ikea-Restaurant. Am Wochenende sind es dreimal so viele. Das Restaurant, das ursprünglich geplant war, um mit günstigem Essen kaufkräftige Kunden ins Haus zu locken, beziehungsweise dort zu halten, ist längst zu einem Selbstläufer geworden.

Heike und Karl-Heinz Lohndorf sind die ersten, die sich vor der noch immer geschlossenen Tür postieren. Heute ist ausnahmsweise Sohn Mirko mit dabei. Sonst sitzt er um diese Zeit schon in der Schule. "Wir gehen regelmäßig bei Ikea frühstücken. Die Preise sind einfach unschlagbar, und das Essen ist reichlich", sagt Karl-Heinz Lohndorf. "Außerdem sind die hier sehr kinderfreundlich", ergänzt Heike Lohndorf.

Es ist kurz vor 9 Uhr. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Von der Nobelkarosse über den Familienvan bis hin zum klapprigen Kleinwagen - immer mehr Wagen fahren vor. Eine Traube von Menschen wartet ungeduldig vor der großen Drehtür, trippelt von einem Fuß auf den anderen. "Dabei ist heute noch wenig los", sagt Karl-Heinz Lohndorf.

Endlich ist es soweit. Die Türen öffnen sich, die Menge stürmt los. Über die Rolltreppe in den ersten Stock. Das Ganze erinnert an Szenen aus längst vergangenen Schlußverkaufszeiten. Schnell bilden sich Schlangen am Schwedenbüfett. Aber die Mitarbeiter sind geübt, sie kennen das. "Wir haben insgesamt 54 festangestellte Kollegen, die sich um die hungrigen Gäste kümmern", sagt Gastronomie-Chef Wilhelm Treser. Etwa 3500 Brötchen gehen täglich über seine Theke, dazu trinken die Besucher etwa 2500 bis 3000 Tassen Kaffee.

Ehepaar Müllner aus Hamburg hat sogar schon einen Stammplatz. "Wenn es möglich ist, sitzen wir immer hier in der Nähe des Eingangs", sagt Johannes Müllner. "Da habe ich so einen schönen Überblick." Heute vermissen die beiden ein Ehepaar, das normalerweise am Nebentisch sitzt. "Die habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen", sagt Johannes Müllner. Für den 73-jährigen hat das Frühstücken bei Ikea schon Kultstatus. Trotzdem geht er anschließend immer noch einmal durchs Einrichtungshaus.

Nicole Rekos ist mit ihrer Familie gekommen. Mit dabei sind Sohn Thorben und die Eltern Gerda und Klaus. "Normalerweise treffe ich mich hier regelmäßig mit meinen Freundinnen", sagt die 37 Jahre alte Hamburgerin. Da wird dann viel geklönt und gelacht. "Unter zwei Stunden kommen wir dann nicht wieder raus."

Auch Gerda und Klaus Rekos kommen gerne zum Frühstücken ins Möbelhaus. "Da muß ich wenigstens nicht abwaschen", scherzt Klaus Rekos. "Und danach gehen wir noch einkaufen, wenn wir etwas Schönes finden", sagt Gerda Rekos. "Und sie findet immer etwas", sagt ihr Mann.

Um solche Dinge geht es Holger M. nicht. Der 48jährige ist obdachlos. Er nutzt die gelbblaue Ikea-Welt aus ganz pragmatischen Gründen. "Es ist warm hier, und so günstig bekomme ich doch sonst kaum ein Frühstück", sagt er. Außerdem werde er hier anständig behandelt. "Die Mitarbeiter sind immer freundlich zu mir. Das ist nicht überall so."

In ganz Deutschland hat Ikea mittlerweile 37 Restaurants. In der Rangliste der umsatzstärksten deutschen Gastronomen 2004 stehen die Schweden auf Platz elf.

( vlrek )

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