Ein 36 Jahre alter Hamburger ist gestern nach einer wilden Verfolgung von einem Parkdeck in Altona gestürzt. Er war auf der Stelle tot. Ein Polizist hatte den Mann vorher angeschossen. Gegen den Beamten wird nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Zu dem Todesdrama war es so gekommen: Peter K. war gegen 5.30 Uhr bei einer Verkehrskontrolle auf St. Pauli aufgefallen. Polizisten der Davidwache kontrollierten die Simon-von-Utrecht-Straße, als sein blauer VW-Bus zunächst langsam auf sie zufuhr. Doch plötzlich beschleunigte der Wagen. Einer der Polizisten konnte sich nur mit einem Sprung zur Seite retten. Die Beamten verfolgten den VW-Bus, verloren ihn zunächst aber aus den Augen. Später fanden sie ihn verlassen in Altona wieder: Er war frontal und ungebremst gegen ein Haus an der Ehrenbergstraße Ecke Schillerstraße geprallt. Im Wagen lagen leere Schnaps- und Sektflaschen. Nach späteren Ergebnissen der Spurensicherung war Peter K. nicht angeschnallt gewesen und durchschlug mit dem Kopf die Windschutzscheibe seines Wagens. Der Bus wurde durch die Wucht des Aufpralls an der Front bis in den Fahrgastraum eingedrückt. Zeugen hatten beobachtet, dass Peter K. dennoch stark verletzt in ein Parkhaus an der Neuen Großen Bergstraße in Altona gelaufen war. Die Beamten, darunter auch ein 37 Jahre alter Polizeikommissar, folgten ihm. "Zur Eigensicherung zogen die Beamten ihre Dienstwaffen", so die Polizei. Sie fanden Peter K. kauernd - auf der Brüstung im obersten Parkdeck. Der Mann soll sich am Abend zuvor heftig mit seiner Frau gestritten haben. Wollte er deshalb springen - oder sich dort oben lediglich vor den Beamten, die ihn suchten, verstecken? Als der Kommissar ihn von der Brüstung ziehen wollte, löste sich ein Schuss. Die Kugel traf den 36-Jährigen am Gesäß - daraufhin stürzte er in die Tiefe. Einen Vorwurf könne man dem Beamten nicht machen, so Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Viele Kollegen ziehen die Waffe zu spät und sind so oft die Leidtragenden." Peter K. stürzte zehn Meter tief auf das Dach eines Einkaufszentrums. Welche der Verletzungen zum Tod des 36-Jährigen aus Halstenbek führten, sollte in einer Eilobduktion am Sonntag geklärt werden. Die Ergebnisse lägen jedoch erst am Montag vor, so die Polizei. Der Polizeikommissar, aus dessen Dienstpistole sich der Schuss gelöst hatte, stand nach dem Geschehen unter Schock, konnte deshalb bisher nicht vernommen werden. Unklar ist, wie sich der Schuss aus seiner Neun-Millimeter-Sig-Sauer P 6 lösen konnte. Sicher ist lediglich, dass er die Waffe zur Eigensicherung durchgeladen hatte. "Eine klassische Sicherung der Waffe gibt es nicht mehr, sobald sich die erste Kugel im Lauf der P 6 befindet", sagte Joachim Lenders. In einem Gerangel könne sich deshalb schnell ein Schuss unbeabsichtigt lösen. Der 37 Jahre alte Polizeikommissar steht nach dem Geschehen unter Schock, konnte deshalb bisher noch nicht vernommen werden.
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