Rettet den "Sonnabend"!

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Jens Meyer-Odewald

Es gibt gute Gründe, den "Samstag" südlich liegen zu lassen

Hamburg. Bahnhof Altona, Servicetresen: "Moin, zweimal München retour, ICE, 2. Klasse, Bahncard 50, kommender Sonnabend." - "Was, wann?", schnarrt es hinter dem Schalter. - "SONNABEND!" - "Ach so, Samstag", murmelt der Mann, in die Maske seines PC vertieft.

Wenig später auf dem Postamt: "Hallo, kommt dieser Brief bis Sonnabend an?" - "Nein, Montag, vielleicht aber auch schon Samstag", heißt es auch dort. Auch am gelben Kasten draußen ist der Sonnabend seit vielen Jahren ausgefallen. "Samstag" steht dort schwarz auf weiß. Einst von Minister Richard Stücklen verfügt, einem strammen Bayern mithin. Und was hauchen Wetterfee wie Wetterfrosch abends im ZDF? "Nun die Vorhersage für morgen, Samstag . . . "

Selbst die "Tagesschau" aus Hamburg, Schreck lass nach, stimmt ein. Der HVV auf seinen Automaten ebenso.

Die sprachliche Unterwanderung aus Richtung Süden kennt eben keine Grenzen mehr. Und selbst überzeugte Nordlichter fallen darauf rein. "Ciao!", jodeln sie, statt "Tschühüs!" zu singen. Kaufen beim Metzger statt beim Schlachter, verlangen Wiener Würstchen statt Hamburger Gekochte, bestellen Schrippen gar, keine Rundstücke mehr. Bis zu Semmeln mit Topfen (Quarkbrötchen) ist es nur ein kurzer Satz. Beim Neptun, da verschlägts einem die Muttersprache!

Hanseaten, bildet ein Bollwerk wider verbale Infiltration von unten. Schützt euer Flachland-Idiom, rettet den "Sonnabend"! Schließlich zog der Hamburger Fabrikant Fritz Barthel 1970 in der Sache sogar vor das Verfassungsgericht; und 1979 diskutierte der Bundestag über diese weltbewegende Glaubensfrage. Wat mutt, dat mutt!

Weil der Sonnabend uralt ist, seit irische und englische Missionare im 8. und 9. Jahrhundert das Wort "Sunnäfen" importierten. Dem Süden hingegen brachten die Goten den griechischen Begriff "Sambaton", aus dem dann Samstag wurde. Schon lange zuvor wussten die alten Römer: "Suum cuique." Jedem das seine!

Sonst heißt es bald auch bei uns nur noch leise Servus. Und nicht mehr ganz stark: "Tschühüs, schoin' Sonnabend noch!"

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