Begleitet von einem Großaufgebot von Bereitschaftspolizisten haben Beamte des Staatsschutzes und der Staatsanwaltschaft gestern mehr als drei Stunden lang die Redaktionsräume des Alternativ-Radios "Freies Sender Kombinat" (FSK) durchsucht. Gegen die Razzia protestierten etwa 150 Menschen vor dem FSK am Schulterblatt (St. Pauli), am Abend formierte sich eine Demonstration im Schanzenviertel.
Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger sagte, die Staatsanwaltschaft ermittele wegen des Verdachts der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes gegen unbekannt: Ein Mitarbeiter des nichtkommerziellen Senders hatte sich Ende Oktober telefonisch bei der Polizeipressestelle nach angeblich festgenommenen Demonstranten erkundigt. Das Gespräch und ein weiterer Anruf wurden ohne Wissen des Polizeisprechers aufgezeichnet und später gesendet.
Die Durchsuchung, bei der nach dem Tonträger und nach Hinweisen auf die Anrufer gesucht wurde, war vom Amtsgericht Hamburg genehmigt worden. Bagger nannte die Aktion "absolut verhältnismäßig". Nach FSK-Angaben wurden zwei Ordner beschlagnahmt, zudem später die Wohnung eines Redakteurs durchsucht. FSK-Sprecher sprachen von "Kanonen, die auf Spatzen schießen". Die Polizei habe einen Mitschnitt wie üblich von der Landesmedienanstalt bekommen können.
Im FSK als nichtkommerziellem Lokalradio haben sich Vereine und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Rundfunksendungen zu produzieren. Das 1996 gegründete FSK finanziert sich über die derzeit knapp 2000 Fördermitgliedschaften der Radiohörer.
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