Sie lief 1968 unter dem Namen "Hamburg" auf Finkenwerder vom Stapel und fuhr später jahrzehntelang als Kreuzfahrtschiff "Maxim Gorki" über die Meere. Doch nun droht dem legendären Schiff der Hochofen: Die Bemühungen einer Gruppe Hamburger um den Bürgerschaftsabgeordneten Hans Lafrenz (CDU) für eine Rückholung bekommt daher jetzt zusätzliche Dramatik:
Mehrere Verkaufsversuche der russischen Maxim-Gorki-Reederei sind bereits gescheitert. Die Russen wollen das betagte, aber gut erhaltene Passagierschiff loswerden, weil sein Betrieb mit dem alten Turbinen-Antrieb zu unwirtschaftlich geworden ist. Alternative zum Verkauf ist die Verschrottung. Doch der Schrottpreis verfällt derzeit auf dem Weltmarkt.
Brancheninsider wie der Düsseldorfer Kreuzfahrt-Experte Gerd Wüsthoff rechnen daher damit, dass die Eigentümer das 40 Jahre alte Turbinenschiff so schnell wie möglich abstoßen werden, um einen nicht noch größeren Wertverfall erleben zu müssen. Zumal die "Maxim Gorki" in einer Athener Werft liegt - zu einem Preis von rund 15 000 Dollar am Tag.
Wie berichtet, überlegen der CDU-Politiker Lafrenz und seine Mitstreiter, ob die frühere "Hamburg" in der Hansestadt einen festen Liegeplatz an der Elbe als spektakuläres Hotel- und Kongressschiff bekommen könne. Allerdings dürfte die Zeit für eine Investorensuche jetzt immer knapper werden, vermutet Wüsthoff, der mit Lafrenz in engem Kontakt steht. Der Düsseldorfer verhandelt nach eigenen Angaben ebenfalls mit möglichen Investoren und hat dazu bereits ein Konzept erstellt: Danach müsste das Kreuzfahrtschiff zum Teil umgebaut werden, damit sich die Nutzung für Restaurants, Theater und Hotelbetrieb rechnet. Unter anderem plant er den Einbau von mehreren Eigentumswohnungen, deren Verkauf das Projekt mitfinanzieren soll.
Die frühere "Hamburg" war 1968 der erste größere Passagierschiff-Neubau nach dem Krieg. Als Taufpatin war damals eigens Kanzlergattin Marie-Luise Kiesinger nach Finkenwerder gereist. In Hamburg genoss das 195 Meter lange Schiff bis weit in die 70er-Jahre eine Popularität wie heute die "Queen Mary 2".
Es gehörte zu der legendären Hamburger Reederei Hamburg-Atlantik-Schifffahrtsgesellschaft, die allerdings bereits 1973 Insolvenz anmelden und die "Hamburg" verkaufen musste.
Viele technische Anlagen auf dem bei der Deutschen Werft gebauten Schiff stammen zudem von Firmen aus der Region. Als Hotelschiff könnte es daher gleichzeitig Hamburger Schiffbau- und Kreuzfahrtgeschichte repräsentieren, heißt es bei den Initiatoren des Rückholprojekts.
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