Soko deckt auf: Familien aus Chile reisen nach Hamburg, brechen ein und schicken ihre Beute in die Heimat.

Gut drei Monate nach der Gründung der Sonderkommission (Soko) "Einbrecherbanden" ist die Zahl der Einbrüche auf rund 1800 gesunken. Das sind 8,5 Prozent weniger als im ersten Vergleichsquartal aus dem Jahr 2008. Die Aufklärungsquote stieg in diesem Zeitraum um 3,2 Prozentpunkte auf neun Prozent. "Wie sich die Zahlen aber auf das gesamte Jahr entwickeln werden, ist jetzt noch nicht vorherzusagen", sagte Soko-Chef Kai Rassek. Im gesamten Jahr 2008 lag die Aufklärungsquote bei acht Prozent.

Seit Januar arbeiten 16 Beamte in der Sonderkommission. Polizeipräsident Werner Jantosch hatte sie eingerichtet, nachdem die Einbruchszahlen dramatisch gestiegen waren. Wie berichtet, verzeichnete die Polizei 2008 eine Zunahme von 19,2 Prozent auf 6811 im Vergleich zum Vorjahr. Da immer wieder chilenische Täter ermittelt wurden, reiste Rassek nach Chile, um sich mit den dortigen Beamten auszutauschen. Erste Vermutungen, dass organisierte Banden hinter den Taten stünden, haben sich dabei nicht bestätigt. Rassek: "Es handelt sich um familiäre Strukturen. Einen Bandenchef gibt es nicht."

Bei den Gesprächen ist auch herausgekommen, dass rund 1300 chilenische Täter im Ausland unterwegs sind. Sie haben sich auf Einbrüche und Trickdiebstahl in Europa spezialisiert. Die Masche ist stets gleich. Die Täter kommen für wenige Wochen nach Europa, begehen Einbrüche und schicken ihre Beute - meist Geld, Schmuck und wertvolle Elektrogeräte - in ihre Heimat. Anschließend reisen sie wieder zurück.

Durch die Kontakte zu den chilenischen Ermittlern ist es nun möglich, Spuren, etwa Fingerabdrücke, abgleichen zu können. "Damit können wir die erneute Einreise von Tätern nach Europa verhindern", sagt Rassek. Chilenen müssen ihre Fingerabdrücke beim Verlassen ihres Landes abgeben. Zwar droht den Einbrechern im Heimatland keine Strafe, aber in Hamburg wartet dann ein Haftbefehl auf sie.

Noch mehr als die chilenischen Einbrecher beschäftigen die Hamburger Fahnder derzeit Tätergruppen aus Osteuropa. Diese haben sich auf neue Einbruchsmaschen spezialisiert. Da viele Hausbesitzer ihre Eingangstüren nicht abschließen, ist es für diese Einbrecher einfach, die Türen zu öffnen. Soko-Chef Rassek warnt: "Auch wenn man das Haus nur kurz verlässt, sollten alle Türen abgeschlossen werden. Das hilft nicht nur gegen Einbrecher. Im Ernstfall zahlt sonst die Versicherung nicht."