Frank Roth, für das operative Geschäft verantwortlich, muss seinen Posten sofort räumen. Er soll vertrauliche Dokumente an Außenstehende gegeben haben.

Die Krise um die HSH Nordbank hat ein weiteres personelles Opfer gefordert. Vorstandsmitglied Frank Roth wurde mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben. Es gebe "Sachverhalte", die "bei vorläufiger Bewertung eine weitere Zusammenarbeit mit Frank Roth als Mitglied des Vorstands unzumutbar machen", teilte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Peiner gestern mit. Im November war bereits der damalige Vorstandschef Hans Berger zurückgetreten.

Nach Informationen des Abendblatts wird Roth, der für das operative Geschäft und Personal verantwortlich war, Verrat von Geschäftsgeheimnissen vorgeworfen. Der 49-Jährige soll interne Dokumente an außenstehende Personen herausgegeben haben, dabei zudem Fakten und Erfundenes vermischt haben. "Ein solches Verhalten ist in jeder Hinsicht überraschend. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis sich ein konkreter Verdacht ergeben konnte", verlautete aus Unternehmenskreisen. Wie "Focus Online" berichtet, soll Roth schließlich eine Falle gestellt worden sein. Ein Papier zur Neuausrichtung der Bank, das ihm unter Hinweis auf absolute Vertraulichkeit gegeben wurde, sei kurz darauf in Großbritannien aufgetaucht - dort wird auch der HSH-Anteil des US-Investors Christopher Flowers verwaltet. Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher habe daraufhin sofort den Aufsichtsrat eingeschaltet.

Dessen Chef, der frühere Hamburger Finanzsenator Peiner (CDU), gibt seinen Posten Ende April auf. Nach Abendblatt-Informationen dürfte es im Zuge der Neuausrichtung der Bank nicht nur im Kontrollgremium, sondern auch im Vorstand weitere Entlassungen oder Umbesetzungen geben. Die HSH Nordbank gehört mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie hatte sich massiv mit ausländischen Wertpapieren verspekuliert und machte 2008 einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Nur ein 13-Milliarden-Euro-Rettungspaket der beiden Länder hält sie am Leben.

Peiner hatte erst vergangene Woche eine Anwaltskanzlei mit der Überprüfung aktueller und früherer Vorstandsmitglieder beauftragt. Auch die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Verantwortliche der Landesbank. Verdacht: Untreue in einem besonders schweren Fall. Gegen Roth werde aber nicht ermittelt, sagte ein Sprecher auf Abendblatt-Anfrage.

Der Informatiker war erst im Juli 2008 in den Vorstand berufen worden. Die Motive für sein Verhalten sind unklar. Aus Kreisen der Bank hieß es, Roth habe möglicherweise bewusst Zwietracht im Vorstand gesät, um seinen Abgang zu provozieren und ein hohe Abfindung herauszuschlagen.

Die Opposition in der Bürgerschaft verschärfte gestern ihre Kritik an der Bank und dem Senat. Während Joachim Bischoff (Linksfraktion) die HSH Nordbank das "reinste Tollhaus" nannte, warf die SPD Finanzsenator Michael Freytag (CDU) vor, gelogen zu haben. Sie begründet das mit mehreren Ungereimtheiten in Antworten des Senats auf Kleine Anfragen. S. 13