Ein Kommentar von Peter Wenig

Es war der 30. Juni 1996, als sich Bundestrainer Berti Vogts auf dem Rasen des Londoner Wembley-Stadions wie ein Theaterdirektor nach einer gelungenen Vorstellung verneigte. Vogts hatte sein Team zum Europameistertitel geführt. Wird fast auf den Tag genau 16 Jahre später, am 1. Juli 2012, Bundestrainer Joachim Löw in Kiew triumphieren und damit endlich wieder einen Titel für die Fußballnation Deutschland erobern?

Sicher, noch ist erst die Vorrunde überstanden. Und die Leistung beim 1:2 gegen Dänemark im letzten Gruppenspiel war eher durchwachsen, ja, es war ein Zittersieg. Auf der anderen Seite hat das Team von Joachim Löw gestern dem immensen Favoritendruck standgehalten und zieht als souveräner Erster einer schwierigen Gruppe ins Viertelfinale ein. Löw wird die Tage bis zum Spiel gegen Griechenland am Freitagabend nutzen, um die Automatismen zu verfeinern.

Und wenn es am Ende doch nicht zum großen Wurf reichen sollte, gibt es keinen Grund zum Pessimismus. Anders als bei der EM 1996, wo Leistungsträger wie Thomas Häßler, Thomas Helmer oder Dieter Eilts bereits im Zenit ihrer Karriere standen, stellt der DFB bei dieser EM das jüngste Team aller Teilnehmer. Dass Routine und Jugend kein Gegensatz sein müssen, dokumentiert eindrucksvoll das Beispiel Lukas Podolski, der gestern mit gerade 27 Jahren sein 100. Länderspiel absolvierte.

Diese Mannschaft wird weiter reifen, zumal sich angesichts des Talentreservoirs keiner seines Stammplatzes sicher sein kann. Diese deutsche Generation ist titelreif - vielleicht schon am 1. Juli 2012 in Kiew.