Eine Glosse von Tino Lange

Wenn der Ball rollt, rollt der Rubel mit, und so wird zurzeit scheinbar nichts verkauft, was nichts mit Fußball zu tun hat. Außenspiegelschoner in Schlandfarben oder Schaumküsse mit schwarz-rot-goldenen Streuseln.

Auch auf dem Buchmarkt behauptet sich zurzeit die literarische Doppelsechs in Form zahlloser Kicker-Biografien. Die erfolgreichste in Deutschland ist dieses Jahr bislang Philipp Lahms "Der feine Unterschied: Wie man heute Spitzenfußballer wird", während unsere Nachbarn in Österreich und in der Schweiz doch lieber mehr über den besten Spieler der Welt wissen wollen: "Messi". "Messi"-Autor Luca Caioli freut sich auch in Polen über Spitzenverkäufe, wenn auch auf niedrigerem Niveau mit der Biografie von Cristiano Ronaldo. Auch der niederländische Buchhandel treibt groteske Blüten, denn dort greift man gern zu "Ik, Zlatan" des Schweden Zlatan Ibrahimovic. Gut, der spielte mal für Ajax Amsterdam, aber das ist acht Jahre her!

Wobei eigentlich die Frage interessanter ist, ob die Stars auch die Bücher lesen, die sie oder andere über sich schreiben. Klaus Fischer zum Beispiel erzählte über "Fallrückzieher ... und mehr" (2006), sagte aber "Ich lese keine Bücher". Und Lothar Matthäus veröffentlicht nach "Mein Tagebuch" (1997) im kommenden Oktober "Ganz oder gar nicht". Dabei hat er doch angeblich nur ein Buch im Regal stehen: "Taschenwörterbuch Deutsch-Englisch". Originalverpackt.