Protestanten, Katholiken, Orthodoxe und Freikirchen eröffnen Ökumenisches Forum. Heute um 13 Uhr startet der Eröffnungs-Festakt.

HafenCity. Eine Kirche gehört ins Dorf - oder auch in den Stadtteil. So ist das normalerweise. In der HafenCity gibt es bislang nur eine behelfsmäßige Kapelle, einen schlichter Holzkubus unweit der Marco-Polo-Terrassen. Damit ist jetzt Schluss. Gott bekommt einen festen Platz in dem neuen Stadtteil. Heute wird in der Shanghaiallee das Ökumenische Forum HafenCity eröffnet. "Es ist ein Ort des gemeinsamen Lebens, Betens und Arbeitens", sagt Antje Heider-Rottwilm, Pastorin und Leiterin des Forums. Das Besondere: 19 Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christliche Kirchen haben sich für das bundesweit einmalige Projekt in einem Verein zusammengeschlossen, darunter Protestanten, Katholiken, Orthodoxe und Freikirchen. "Es ist ein geistlicher Ort für alle Konfessionen", sagt Heider-Rottwilm. "Die Kirchen gehen damit neue Wege."

Die Glocke hängt schon, 630 Kilogramm schwer am Giebel des siebengeschossigen Backsteinbaus zwischen Hauptzollamt und Greenpeace-Baustelle. Wie in einer Wellenbewegung wölbt sich die mit einem großen Kreuz gestaltete Fassade. Hinter großen Glastüren öffnet sich die Kapelle mit der goldfarbenen Decke, der Mittelpunkt des neuen Kirchenhauses. Und gleichsam so etwas wie materialisierte Ökumene: Jede Konfession bringt sich auch gestalterisch ein, die Katholiken brachten eine Reliquie mit, die Orthodoxen Ikonen, und die Protestanten haben einen Psalm an die Backsteinwand schreiben lassen. Fünfmal in der Woche findet ein Mittags- oder Abendgebet statt.

+++ Das Programm +++

"Den normalen Sonntagsgottesdienst gibt es allerdings bei uns nicht", sagt Pastorin Heider-Rottwilm. In der HafenCity soll keine eigene Gemeinde entstehen, sie gehört zum Gebiet der Hauptkirche St. Katharinen und des Kleinen Michel. "Wir verstehen uns als Brücke zwischen den Kirchen und der HafenCity", sagt die Forums-Chefin, die 2008 vom Trägerverein Brücke - Ökumenisches Forum in der HafenCity berufen worden war. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und einem weiteren Ehepaar lebt sie auch in dem Kirchenhaus, in einer Wohnung im sechsten Stock. Die vier gehören zum Laurentiuskonvent und sind so etwas wie die spirituelle Keimzelle des Projekts, das neue Wege des Zusammenlebens aufzeigen soll. Insgesamt gibt es 26 Wohnungen, neun davon öffentlich gefördert. Zuletzt sind 30 Menschen eingezogen, die sich für ein Leben unter christlichem Dach entschieden haben, darunter Familien mit kleinen Kindern und ein katholischer Priester.

Auch beim Bau des Ökumenischen Forums sind die Kirchen neue Wege gegangen. Architekt ist Wolfgang Lorch vom Saarbrücker Büro Wandel Hofer und Lorch, das auch die Dresdner Synagoge und das Jüdische Zentrum in München gebaut hat. Das Kirchenhaus ist auf 118 Pfählen gegründet und wurde nach höchsten ökologischen Standards errichtet. Die Bauträgerschaft hat ein Zusammenschluss verschiedener Ebenen der Nordkirche übernommen. Die Kosten für die insgesamt 42 000 Quadratmeter Fläche inklusive einer großen Dachterrasse betragen 13,5 Millionen Euro.

Wie wichtig den Kirchen das Haus ist, zeigt auch der Einzug von Bischöfin Kirsten Fehrs. Allerdings nur zum Arbeiten. Ihre Bischofskanzlei ist jetzt in der HafenCity, genau wie die Arbeitsstelle Christlicher Kirchen und verschiedene Arbeitsbereiche der neuen Nordkirche, die bislang an unterschiedlichen Stellen Hamburgs angesiedelt waren. Dazu gehören das Synodenbüro oder die Arbeitsstellen für Ökumene, Friedenspädagogik und Flucht, Migration und Menschenrechte. Im Erdgeschoss gibt es einen Informationsbereich zu kirchlichen und kulturellen Angeboten, das Café und den Weltladen ElbFaire mit fair gehandeltem Angebot und einen großen Veranstaltungsraum.