Ein Kommentar von Peter Wenig

Die "Was passiert eigentlich, wenn"-Lektüre ist inzwischen Pflichtstoff für jeden Fußballfan. Die Frage, welches Land in welcher Konstellation der Vorrundengruppe nun das Viertelfinale erreicht, zählt zu den wahrlich komplexen Fragen dieser Tage.

Bei der EM 2016 wird es indes in dieser Hinsicht ohne einen promovierten Mathematiker kaum noch gehen. Die Aufblähung von 16 auf 24 Mannschaften führt dazu, dass sich auch noch die vier besten Dritten von sechs Gruppen für ein dann notwendiges Achtelfinale qualifizieren.

Richtig einfach ist dagegen die Rechnung der Uefa: mehr Teilnehmer, mehr Spiele, mehr Geld, mehr zufriedene Verbände. Und wenn die Geldmaschine so laut rattert, werden kritische Stimmen - etwa vom klugen DFB-Chef Wolfgang Niersbach, der vor dieser Aufstockung warnt - überhört. Hauptsache, die Kasse stimmt.

In ihrer Gier übersieht die Uefa völlig, dass sie das gesamte Produkt zu schreddern droht. Die spannenden EM-Qualifikationsspiele werden massiv an Reiz verlieren, wenn schon vor dem ersten Anpfiff klar ist, dass 24 Verbände die Ziellinie erreichen werden. Das Niveau der komprimierten Endrunde, auch bei dieser EM wieder hoch, wird automatisch sinken.

Uefa-Präsident Michel Platini geriert sich in dieser Diskussion gern als Anwalt der kleinen Verbände, deren Teilnahmechancen automatisch steigen. Auch die Champions League würde er gern aufstocken, am besten gleich von 32 auf 64 Mannschaften. Mehr Masse, weniger Klasse? Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Wann wird Platini zum Anwalt der Fans, die nur guten Sport sehen wollen?