Mittwoch ist letzter Schultag. Da treffen wir uns gleich morgens erwartungsfroh zum Segen in der Kirche: die Kinder unserer Gemeindeschule, die Lehrerinnen und Lehrer, die Schulleiterin - und draußen auf dem Kirchplatz warten schon etliche Eltern mit gepacktem Ferienauto! Die Ferien sollen nicht ohne den Segen beginnen: Kraft und Obhut von oben. Mit diesem Vorzeichen können die ganzen Ferien zum Segen werden: zum Gottesgeschenk.

Urlaub als Gottesgeschenk: Das gilt sogar buchstäblich. Denn die Idee von der regelmäßigen freien Zeit für alle kommt aus dem Land der Bibel - dem Alten Israel.

Freie Zeit für die, die es sich leisten konnten, gab es immer schon und überall: Wer Geld hatte und Besitz, setzte sich in den Schatten und tat, was ihm Freude machte. Währenddessen ließ er die anderen für sich schuften: die Knechte, die Sklavinnen. Das galt in der ganzen Antike.

Im Land der Bibel allerdings mit einer Ausnahme: Am Sabbat durfte niemand arbeiten. Einmal in der Woche war ein arbeitsfreier Tag. So stand es schon im Lied von der Schöpfung: "... am siebten Tage sollst du ruhen."

Und dieser freie Tag galt für alle - ausdrücklich: "... auch deine Frau, deine Sklaven und die Fremden." Das wird ihnen geradezu eingeschärft. Es war eine einmalige soziale Errungenschaft als Gebot Gottes - und zugleich als sein Geschenk!

Dieser freie Tag soll aber nicht irgendwie verbracht werden, sondern so, dass er zum Segen wird: zur Erholung für Leib und Seele, als freie Zeit für die Familie und die Freunde, zum neuen Wahrnehmen von Gottes schöner Schöpfung. Deshalb gehört zu diesem freien Tag auch selbstverständlich ein Gottesdienst: als Fest der Freude über Gott, der ein solches Geschenk macht - und als Bitte um den Segen für diesen Tag und die anderen.

Urlaubszeit (meist heiß ersehnt, in diesem Jahr fast ein bisschen plötzlich und früh): Aus dem einen Tag sind inzwischen viele geworden. Die segensreiche Praxis des Alten Israel hat sich weiterentwickelt. Ein Gottesgeschenk über das Land der Bibel hinaus - und auch nicht nur für die ausdrücklich Gläubigen: Gott sei Dank.

PfarrerMies@mariagruen.de