Ein Kommentar von Peter Wenig

Die Bilder liegen erst 24 Tage zurück - und gefühlt doch eine halbe Ewigkeit. Ein weinender Bastian Schweinsteiger, ein untröstlicher Mario Gomez und ein frustrierter Manuel Neuer betrauerten die Niederlage des FC Bayern im Endspiel der Champions League gegen den FC Chelsea, als der Traum vom "Finale dahoam" zum "Drama dahoam" mutierte.

Viel wurde nach jenem 19. Mai spekuliert, wie sehr diese historische Niederlage am Nervenkostüm der EM-Kandidaten des Rekordmeisters nagen würde. Es gab Stimmen, mehr Spieler vom Meister Borussia Dortmund einzusetzen. Bundestrainer Joachim Löw fuhr den konsequenten Gegenkurs, bot in der Vorbereitung Einzelgespräche mit einem Psychologen an und schenkte dann sogar mit Stürmer Gomez einem weiteren Akteur aus dem Bayern-Lager das Vertrauen. Dabei galt vor dem Turnier Miroslav Klose als Favorit für den Job im deutschen Ein-Mann-Sturm.

So standen gestern sogar sieben Münchner in der Startformation - und waren der Schlüssel zum 2:1-Erfolg gegen die Niederlande. Allen voran Schweinsteiger, gegen Chelsea noch der große Verlierer mit einem verschossenen Elfmeter, brillierte nach einem durchwachsenen Auftaktspiel gegen Portugal als Taktgeber mit zwei präzisen Torschussvorlagen zum 1:0 und 2:0. Vollstrecker war dann der so oft kritisierte Gomez.

Zugegeben, durch die komplizierte EM-Arithmetik ist noch nicht einmal sicher, dass Deutschland das Viertelfinale erreichen wird. Den ersten persönlichen Triumph kann sich Joachim Löw dennoch schon anheften: den Sieg über das Bayern-Trauma.