Eine Beobachtung von Annette Stiekele

Namen sind bekanntlich Schall und Rauch. Manchmal aber auch Programm. Die Theaterbar Zentrale unter dem Dach des Thalia-Theaters soll ab Juli wieder Nachtasyl heißen. Das ist schön. Passt ohnehin besser und klingt weniger nach Kommando, mehr nach Vergnügen und Exzess, aber auch nach einer Liebe zur Basis und zur Dämmerstunde, die bekanntlich die bevorzugte Zeit der Bohemiens, Denker und Trinker oder aller drei zugleich ist.

Die Abgrenzung zur Herkunft des einst verfemten und nun wieder salonfähigen Namens tut auch nicht mehr not. Mit der Inszenierung von Maxim Gorkis "Nachtasyl", einem Theaterstück über gescheiterte Existenzen in einem russischen Elendsquartier, war 2000 Intendant Ulrich Khuon in seine erste Spielzeit gestartet. Mit dem Wechsel zu Joachim Lux 2009 musste erst mal ein neuer Name her, auch wenn die Bar ihr Äußeres nicht verändert hatte. Nun pflegen wir im Pop ohnehin eine Kultur des Nostalgischen, wie der Kritiker Simon Reynolds in "Retromania" so treffend diagnostiziert hat.

So eine Rückbenennung hat aber auch ganz pragmatische Vorzüge. Wie soll man sich ständig an neue Namen wie Emporio-Tower (für das alte Unilever-Gebäude) Imtech-Arena (statt Volksparkstadion) oder O2 World (statt Color-Line-Arena) gewöhnen? Und wer weiß, vielleicht wird ja auch die Elbphilharmonie eines Tages wieder Kaispeicher A heißen. Der Gedanke ist nicht ohne Reiz.