Ein Kommentar von Peter Wenig

Das nächste Zusammentreffen mit Bundestrainer Joachim Löw oder Teammanager Oliver Bierhoff wird für Mehmet Scholl, das ist sicher, ziemlich unerfreulich werden. Löw und Bierhoff hassen harsche persönliche Kritik an aktuellen Teammitgliedern, vor allem aus dem Mund von ehemaligen Nationalspielern. Und schärfer als Scholl hat wohl noch nie ein TV-Experte einen aktuellen Nationalspieler attackiert. Sein Spruch über Gomez' Laufleistung - "Ich hatte zwischendurch Angst, dass er sich wund liegt und mal gewendet werden muss" - wird während dieser EM noch für Diskussionen sorgen.

Natürlich lässt sich über diesen Satz trefflich streifen. Fachlich, da Gomez seinen Stürmer-Job mit dem alles entscheidenden Tor sehr wohl zufriedenstellend erledigt hat. Und sprachlich, da der Vergleich mit einem besonders schweren Pflegefall für viele Betroffene verletzend wirken mag.

Womöglich wird sich Scholl in den nächsten Tagen für seine Wortwahl entschuldigen. Ändern wird er sich hoffentlich nicht. TV-Experten werden für ihre Analysen bezahlt, nicht für belangloses Blabla. Dies verlangt Mut, im Fall von Scholl besonders. Schließlich trainiert er im Hauptjob die U 23 des FC Bayern. Und die Chefetage des Rekordmeisters dürfte über die Attacke gegen einen ihrer Schlüsselspieler alles andere als amüsiert sein.

Scholl wird den Gegenwind in den nächsten Tagen und Wochen spüren. Er wird ihn aushalten. Denn sein Zusammenspiel mit ARD-Profi Reinhold Beckmann - das Duo war bereits bei der WM 2010 in Topform - ist im Gegensatz zur deutschen Mannschaft schon finalreif.