Hamburger entwickeln für die Gesundheitsbranche ungewöhnliche und effektive Ideen. Auch Lösungen für logistische Probleme werden gefunden.

Hamburg. Massenkarambolage auf der Autobahn, Dutzende Verletzte, die schnell ins Krankenhaus gebracht werden. Die Ärzte in der Klinik müssen gebrochene Gliedmaßen behandeln, Wunden verbinden und operieren. Jeder Handgriff muss sitzen. Das erwarten die Patienten - und ahnen nicht, welche logistischen Herausforderungen hinter scheinbar harmlosen medizinischen Eingriffen liegen.

Längst ziehen die Kliniken externe Experten hinzu, um ihr Haus optimal auf die Patientenbehandlung auszurichten. Eine der fünf größten, auf die Planung der Anlagen und die Beschaffung medizinischer Geräte spezialisierten Firmen, sitzt mit dem Unternehmen Mediplan in Hamburg. Rund 300 Projekte im In- und Ausland hat das 1965 in München gegründete und 1970 nach Hamburg umgezogene Planungsbüro bereits realisiert. Eines der spektakulärsten Projekte war die Einrichtung einer Operationsfläche in der Hamburger Endo-Klinik. Vier OP-Tische stehen dort nebeneinander. Üblicherweise gibt es pro Raum nur einen OP-Tisch. "In der Endo-Klinik werden viele Hüftoperationen durchgeführt. Dabei handelt es sich meist um standardisierte Eingriffe. Mit vier statt einem OP-Tisch im Raum können die OP-Schwestern vielseitiger und effizienter arbeiten", sagt Eckhard Jaeger, einer der vier Geschäftsführer von Mediplan.

Der derzeit größte Auftrag ist der Neubau einer Klinik in Braunschweig. "Wir sind bei solchen Projekten beratend tätig und besorgen unter anderem die gewünschten Geräte von den Herstellern", so Jaeger. Das hört sich einfach an, ausschreiben, auswählen und kaufen. "Doch so simpel ist unser Geschäft nicht", sagt Christine Bertram, die wie Jaeger Geschäftsführerin und Gesellschafterin von Mediplan ist. "Schon bei der Planung einer Klinik müssen wir zum Beispiel darauf achten, dass für die benötigten Geräte auch die passende Stromversorgung vorhanden ist", so Geschäftsführer Dominik Hennemann. "Denn Wechselstrom allein reicht oft nicht aus für die komplizierte Technik. Wir müssen auch sicherstellen, dass die Geräte überhaupt ins Gebäude passen." In einem Fall, so Jaeger, habe das Unternehmen in der Planungszeit darauf hingewiesen, dass am Ende ein fünf Tonnen schweres Magnetresonanztomografie-Gerät ins Gebäude gebracht werden müsse. Der Vorschlag war, ein Loch im Haus zu lassen. "Das wurde dann vergessen, sodass die Mauer nochmals eingerissen werden musste", sagt Jaeger.

Derzeit beschäftigt Mediplan rund 20 Mitarbeiter, die unter anderem beim Umzug der Asklepios-Klinik in Barmbek aktiv waren, das Deutsche Herzzentrum Berlin beraten oder auch Kliniken in Lübeck oder Heidelberg bei Erweiterungen betreuen. In Berlin entstand mithilfe der Hamburger der erste Operationssaal mit einem Röntgengerät. Die Patienten - vorzugsweise Kinder - können somit während der OP bei Unklarheiten schnell geröntgt werden. Die Herausforderung war, die Strahlenbelastung durch den richtigen Standort des Geräts möglichst gering zu halten.

Jetzt sucht das Unternehmen händeringend Mitarbeiter. Seit 2011 gibt es eine neue Verordnung, die Krankenhäusern eine noch sorgfältigere Dokumentationspflicht auferlegt. Unter anderem geht es darum, auch im papierlosen Zeitalter, in dem zum Beispiel Ultraschallbilder nicht mehr gedruckt, sondern per PC archiviert und versendet werden, die Daten möglichst sicher zu verwahren. "Es gibt keine Bilder und Ausdrucke mehr, das erfordert ein Risikomanagement für die medizinischen Netzwerke", so Hennemann. Gesucht werden derzeit knapp eine Handvoll IT-Experten. Doch reine Technikfreaks dürften wenig Chancen haben. "Damit die Kommunikation zwischen OP und PC stimmt, müssen die neuen Mitarbeiter kommunikativ sein, um die Schnittstellen zwischen der Medizintechnik und der IT zu managen."

Gemeinsam mit Mediplan ist das Deutsche Herzzentrum in Berlin die bislang einzige Klinik, die sich in die neue Aufgabe einarbeitet. "Es wurde eine Task Force gebildet, um zu gewährleisten, dass sämtliche Normen erfüllt werden", so Hennemann. Die Hamburger Firma befindet sich in diesem Bereich in einer komfortablen Position. Denn noch sind die Felle noch nicht verteilt, Experten für dieses Gebiet gibt es noch kaum. Mediplan rechnet sich große Chancen aus. Den Erfolg könnte auch beflügeln, dass Mediplan 2011 mehrheitlich an das Facility-Management-Unternehmen Fac't Münster, verkauft wurde. "Durch unser so ausgebautes Leistungsportfolio können wir zusammen mit Fac't den wachsenden Ansprüchen des Krankenhaus- und Gesundheitsmarktes noch besser entsprechen. Meines Wissens sind wir das einzige herstellerneutrale Unternehmen, das sich in der Gesundheitsbranche so aufgestellt hat", sagt Mediplan-Geschäftsführerin Bertram. Gemeinsam mit Fac't wollen die Hamburger weitere neue Geschäftsfelder erschließen.