Beim ersten Auftritt hatte Janis Zaurins, der Abendblatt-Glücksbote, zahlreiche Verfolger an der Alster - und verteilte 500 Euro an zwei Gewinnerinnen.

St. Georg. Was für ein Auftakt! Am Ende ging es jedes Mal um Millimeter und um Hundertstelsekunden. Und für Herrn Lombard war es eine wirklich schwierige Entscheidung: Wer von seinen zahlreichen Verfolgern hatte ihm gestern Mittag an der Alster als Erstes auf die Schulter geklopft und dabei lauthals das Codewort "Schwan" zugerufen?

Bereits um 11.30 Uhr hatten sich die ersten Abendblatt-Leser bei blauem Himmel und Sonnenschein rund um das Hotel Atlantic an der Alster in Position begeben, um den ersten Auftritt von Herrn Lombard zu verfolgen. Da blieb dem Abendblatt-Glücksreporter gar nichts anderes übrig, als die Verfolger mit einer kleinen Finte abzuschütteln. Er ging ins Hotel hinein, schlich durch die Parkgarage und kam am Hinterausgang wieder heraus. Von dort ging es dann wieder Richtung Alster.

Doch bereits nach ein paar Hundert Metern wurde der freundliche Mann mit dem karierten hellgrünen Tweed-Jackett, der curryfarbenen Cordhose, den zweifarbigen Budapester-Schuhen, der grünen Fliege, dem blau-weiß gestreiften Hemd und der Brille auf der Nase wieder entdeckt. Sie verfolgten Herrn Lombard, der an der Alster entlanglief, bestaunt von zahlreichen Joggern und Spaziergängern. Immer größer wurde die Traube hinter dem gut gelaunten Geldboten.

Als sich Herr Lombard schließlich um kurz nach zwölf den hellen Strohhut auf den Kopf setzte, tippten ihm von beiden Seiten die Menschen auf die Schultern und riefen "Schwan". Erste Preisträgerin war Anika Bulla, 32. "Ich glaube, Sie haben als Erste 'Schwan' gerufen", sagte Herr Lombard.

Die Bankbetriebswirtin hatte tags zuvor im Abendblatt von der Aktion gelesen und war mit ihrem Freund spontan an der Alster erschienen. "Eine tolle Idee", freute sie sich. Das Geld ist für den Urlaub im September "irgendwo im sonnigen Süden". Schließlich zeigte Anika Bulla auch noch ein großes Herz: Sie gab Stefan, 23, der nahezu zeitgleich mit ihr das Lösungswort gerufen hatte, 50 Euro von ihrem Gewinn ab.

Um kurz nach 13 Uhr erschien der Abendblatt-Glücksbote dann erneut vor dem Atlantic. Und diesmal war die Zahl der Anhänger noch größer. Wie der Rattenfänger von Hameln marschierte Herr Lombard, der im wahren Leben Janis Zaurins heißt und als Hauptwachtmeister Werner Glanz abends im Imperial-Theater auf der Reeperbahn die Zuschauer begeistert, an der Alster entlang. Im Schlepptau zahlreiche Menschen auf der Jagd nach den zweiten 250 Euro.

Am Ende war erneut eine Frau den Bruchteil von Sekunden schneller als ihre männlichen Konkurrenten: Jutta Paul, 60. Sie liest "schon immer" das Abendblatt, und als sie am Sonnabend erfuhr, dass Herr Lombard lebt, stand für sie fest, ihr Glück zu versuchen. "Mein Mann Stefan hat sich noch an den Herrn Lombard erinnert, der vor vier Jahrzehnten als Abendblatt-Glücksreporter durch die Stadt gelaufen ist und Geld verteilt hat", sagte sie.

Sie konnte es kaum fassen, dass sie am Ende wirklich die Schnellste war. Wofür sie die 250 Euro ausgeben wird, steht jedoch bereits fest. "Wir wollen uns einen wunderschönen Teppich kaufen. Die Hälfte des benötigten Geldes haben wir nun schon zusammen", freute sich Jutta Paul und verteilte noch ein Lob: "Die Abendblatt-Aktion ist wirklich einmalig und ein toller Spaß für alle Hamburger. Ich finde es wunderbar, dass Sie Herrn Lombard wieder aufleben lassen."

Auch Herr Lombard war mit dem Auftakt am Sonntag mehr als zufrieden. "Wir wussten ja alle nicht, was passiert. Aber ich muss sagen, die Hamburger sind freundliche und höfliche Menschen. Und die Entscheidungen waren jedes Mal unheimlich knapp. Da hätten genauso gut auch andere gewinnen können, die mir hautnah auf den Fersen waren und mir dann nicht mehr von der Pelle gerückt sind."