Ein Kommentar von Peter Wenig

Die Lösung klingt pragmatisch und wird natürlich dennoch nicht funktionieren. Seine Spieler, so verlangt es Joachim Löw, sollen öffentlich einfach nicht mehr vom großen Titeltraum reden. Der Index-Befehl wird den Erfolgsdruck auf das deutsche Team indes keinen Jota mindern. Zu groß ist die Hoffnung eines ganzen Landes, dass nach der besten Qualifikation der deutschen Turniergeschichte nun der ganz große Wurf gelingen möge.

Und doch hat Löw im Kern völlig recht. Es ist absurd, das Team allein daran zu messen, ob es nun den Titel holen wird. Mehr noch, dieser Maßstab ist gefährlich, könnte er doch zum Rückfall in die zum Glück längst überstandene Rumpelfußball-Ära verführen. In der reinen Ergebnis-Lehre war die WM 2002 mit dem Vizetitel erfolgreicher als die WM 2010 mit Platz drei. Aber welcher Fan würde sich heute freiwillig noch eine DVD mit den Highlights der Spiele vor zehn Jahren gegen Paraguay (Achtelfinale 1:0) oder USA (Viertelfinale 1:0) anschauen. Dies soll die kämpferische Leistung der extrem limitierten Truppe von Rudi Völler 2002 überhaupt nicht schmälern. Doch mit Recht sind diese WM-Partien - genau wie das Halbfinale gegen Südkorea (ebenfalls 1:0) - vergessen. Die großartigen Fußballfeste bei der WM 2010 - allen voran das 4:1 gegen England und das 4:0 gegen Argentinien - haben sich dagegen in das Fußball-Gedächtnis eingebrannt. Eine ganze Nation berauschte sich an der spielerischen Leichtigkeit.

Daran sollte das Löw-Team schon am heutigen Sonnabend gegen Portugal anknüpfen. Zweckfußball made in Germany gab es schon genug.