Bernd Lohse ist Pilgerpastor der Nordkirche an der Hauptkirche St. Jacobi

Jeden Sonnabend machen Hartmut und Jörgen Großeinkauf. Anschließend setzen sie sich an den Esszimmertisch und schmieren Brote. So kommen ein paar Hundert Stullen zusammen, die die beiden Woche für Woche herstellen und liebevoll in Tüten packen. Mit dazu legen sie Obst und manchmal auch einen Schokoriegel, eine Tüte Saft und geschnittenes Gemüse. Es soll ein richtig schönes Frühstück werden.

Am Sonntag stehen Hartmut und Jörgen dann früh auf und fahren in die City. Am Jakobikirchhof warten schon eine kleine Gruppe Männer und eine Frau und zwei Hunde. Alle leben sie auf der Straße und freuen sich auf das Frühstück für Obdachlose. Für manchen von ihnen ist es der Höhepunkt der Woche. Jeden Sonntag fahren Hartmut und Jörgen noch vor dem Gottesdienst die Innenstadt ab und suchen die Menschen in ihren Schlafsäcken auf. Sie schauen auch nach, ob alle da sind, und das meint: ob sie die Nacht überlebt haben.

Etwa 1030 Männer und Frauen leben in Hamburg auf der Straße, und die meisten von ihnen haben ihre Platte in der City oder nah daran. Da gibt es helfende Einrichtungen wie den Mitternachtsbus, die mobile Hilfe, die Bahnhofsmission und das Haus Jona von der Stadtmission. Und es gibt diese einzigartige Absprache zwischen Geschäftsleuten, Obdachlosen, Sozialverbänden und Kirchen, die es Obdachlosen erlaubt, in den Eingängen der Geschäfte zu nächtigen, wenn diese morgens sauber verlassen werden. Das funktioniert gut. Und in der Hauptkirche St. Jacobi organisiert der "Runde Tisch" die Hilfen für Obdachlose.

Zu all diesen segensreichen Einrichtungen kommen die "Engel". So werden Jörgen, Hartmut, Schwester Petra von der Caritas oder die Leute vom Mitternachtsbus der Diakonie manchmal genannt. Sie alle machen das Leben auf der Straße etwas erträglicher und geben den obdachlosen Frauen und Männern etwas Würde zurück.

Hartmut und Jörgen sind Kirchenvorsteher in St. Jacobi. Ihren sonnabendlichen Großeinkauf können sie nur durch Spenden machen, die bei der Hauptkirche eingehen. Ein Beispiel für christliche Nächstenliebe, Diakonie. Ohne sie wäre unsere Stadt arm, so reich sie auch scheinen mag.

lohse@jacobus.de