Hamburgs chinesische Partnerstadt interessiert sich für regenerative Energien. Grüne Schiffslinie zwischen beiden Metropolen in Planung.

Shanghai. Die Szenerie erinnerte an einen Staatsbesuch. In einem großen Festsaal wurde eine Hamburger Delegation unter Leitung von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) empfangen. Der stellvertretende Bürgermeister von Shanghai, Tu Guangshao, hatte ins Rathaus geladen. Die Polster der breiten Sessel waren tief, die schweren Vorhänge vor den Fenstern zugezogen, die Themen vielfältig. Und am Ende des Dialogs sollten die Gäste mit mehr als einerpositiven Nachricht das Rathaus der chinesischen Partnerstadt verlassen.

Wie bereits in Japan und Südkorea, den beiden ersten Stationen auf der zehntägigen Asien-Reise der Hamburger Wirtschaftsdelegation, kamen auch die Gastgeber in China schnell auf die erneuerbaren Energien zu sprechen. "Wir wissen, dass Hamburg in diesem Bereich eine sehr wichtige Rolle spielt", sagte Guangshao. "Und wir möchten hier von unserer Partnerstadt lernen." Umweltschutz sei ein großes Zukunftsthema - gerade für Shanghai. Horch betonte die Bedeutung Hamburgs als Windkraftmetropole und lud Guangshao zur Internationalen Bauausstellung 2013 nach Wilhelmsburg ein, auf der ökologisches Wohnen der Schwerpunkt sein wird. Guangshao erinnerte zugleich an das Hamburg House, das die Hansestadt 2010 auf der Weltausstellung Expo in Shanghai aufgestellt hatte: ein Passivhaus mit höchsten Ökostandards. "Unsere Bevölkerung war begeistert davon", so Guangshao. Und er machte kein Hehl daraus, dass er sich in Shanghai mit seinen fast 25 Millionen Einwohnern grüne Wohnkonzepte sehr gut vorstellen könne.

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Derzeit ist der Baustil in Shanghai dreigeteilt, aber wenig ökologisch. Hochmoderne Wolkenkratzer und riesige graue Hochhaussiedlungen werden von Straßenzügen, in denen einfachste Behausungen stehen, ergänzt. In den neueren Wohn- und Bürokomplexen sind Klimaanlagen wegen der häufig feuchtheißen Witterung Standard und verschlingen Unmengen an Energie.

Das Interesse Guangshaos an der Entwicklung Hamburgs war so groß, dass er nicht nur den auf eine halbe Stunde angesetzten Termin mit der Delegation um eine weitere halbe Stunde überzog. Der Vizebürgermeister äußerte am Ende des Gesprächs auch einen überraschenden Wunsch: "Bisher war es Standard, dass eine hochrangige Delegation aus Hamburg alle zwei Jahre unsere Stadt besucht hat. Wir würden uns freuen, wenn Sie ab jetzt jedes Jahr kommen würden."

Im Anschluss an den Termin machte die Delegation einen Rundgang über die größte Logistikmesse der Welt und traf dann mit Topmanagern der chinesischen Reederei China Shipping zusammen. Auch hier ging es neben der Elbvertiefung vor allem um grüne Themen. Horch zeigte sich zuversichtlich, dass man bei der Fahrrinnenanpassung zügig vorankommen werde. Der stellvertretende Geschäftsführer der achtgrößten Containerreederei der Welt, Zhao Xiaozhou, nannte die Elbvertiefung ein "äußerst wichtiges Projekt" für sein Unternehmen und verwies darauf, dass China Shipping erst jüngst das letzte von acht neuen Großschiffen mit einer Kapazität von jeweils 14 100 Standardcontainern (TEU) und einer Länge von 366 Metern erhalten habe. "Und wir wollen selbstverständlich weiterwachsen", so Xiaozhou. Für Gelächter bei Gästen und Gastgebern sorgte die Dolmetscherin, als sie keine chinesische Vokabel für das von Horch im Zusammenhang mit der Elbvertiefung verwendete Wort Planfeststellungsverfahren fand und eine komplizierte Umschreibung wählen musste.

Der Chef der Hamburger Hafenverwaltung HPA, Jens Meier, erkundigte sich schließlich bei Xiaozhou nach den ökologischen Standards der China-Shipping-Flotte und kam danach auf die weltweite Diskussion über Landstromanschlüsse zu sprechen. Das Ziel dieses Konzepts: Schiffe sollen in den Häfen ihre schweren Motoren ausschalten, damit keine Emissionen entstehen. Stattdessen werden die Containerriesen und Kreuzfahrer von Land aus mit Energie versorgt. Vorreiter bei dieser Technologie ist der Hafen von Los Angeles, zu dem China Shipping enge Kontakte unterhält. Für Landstrom muss allerdings nicht nur teure Technik an Land, sondern auch an Bord der Schiffe installiert werden. "Wir haben bereits einen Teil unserer Flotte umgerüstet", sagte Xiaozhou. Nach neuesten Plänen der Verkehrsminister in Deutschland und China soll es schon bald eine sogenannte Grüne Schiffslinie als ökologische Pilotstrecke zwischen Hamburg und Shanghai geben. China Shipping gilt dabei als eine der Reedereien, die an diesem Dienst teilnehmen könnte. Xiaozhou zeigte sich aufgeschlossen: "Wir werden dieses Projekt unterstützen."