Viele Lehrer und Eltern wollen nicht länger warten. Senator: Eine große Herausforderung

Hamburg. Der Umbau der Hamburger Grundschulen zum Ganztagsbetrieb geht schneller voran als erwartet. Während zum nächsten Schuljahr 44 Standorte ihre Angebote in den Nachmittag hinein ausweiten, kommen 2013/14 noch einmal mindestens 71 Schulen hinzu. Das bedeutet, dass 197 der 204 Grundschulen im nächsten Jahr Ganztagsschulen sein werden.

"Das ist eine ungewöhnlich dynamische und erfreuliche Entwicklung", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Nachdem im Laufe von 20 Jahren lediglich rund ein Viertel der Grundschulen umgewandelt worden sei, folgten nun drei Viertel der Standorte in nur drei Jahren. Die Umstellung der Grundschulen auf Ganztagsbetrieb erfolgt in Hamburg freiwillig. Voraussetzung ist ein Beschluss der Schulkonferenz, in der neben Lehrern auch Eltern vertreten sind. "Das Angebot des Senats trifft auf große Resonanz", sagte Rabe. Um die Schulen nicht zu überfordern, habe er ursprünglich eine Entscheidungsfrist bis 2015 eingeräumt. "Trotz des Rufs nach Entschleunigung wollen die meisten Schulen nicht länger warten", sagte der Senator.

Als einen Schlüssel für den Erfolg des Ganztagsangebots sieht der SPD-Politiker das Konzept Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen (GBS) an. Nach diesem Modell, bei dem Schule und Hortträger das Nachmittagsangebot gemeinsam organisieren, wollen von 2013 an 121 Grundschulen arbeiten. 76 Ganztagsstandorte werden allein in schulischer Regie geführt.

Das Nachmittagsangebot an Grundschulen ist in der Zeit von 13 bis 16 Uhr kostenlos, nur für die Randzeiten und die Ferienbetreuung sind Gebühren fällig. Die Teilnahme an den Angeboten der GBS-Schulen ist freiwillig. Auch hier ist der Andrang größer als erwartet: Zum kommenden Schuljahr werden 45 Prozent der Kinder an GBS-Schulen auch nachmittags betreut werden. "Die bisherige Planung sah vor, dass wir erst langfristig die 50-Prozent-Marke erreichen", sagte Rabe.

Allerdings ist die Beteiligung von Standort zu Standort sehr unterschiedlich. Spitzenwerte erreichen die Schulen Schenefelder Landstraße (Iserbrook) und Alsterdorfer Straße (Winterhude) mit je 76 Prozent sowie Luruper Hauptstraße (Lurup), Furtweg (Eidelstedt) und Knauerstraße (Eppendorf) mit 70 Prozent. Am unteren Ende der Skala rangieren die Schulen Redder (Sasel) mit 13 Prozent, Nettelnburg mit 25 Prozent und Arp-Schnitger-Stieg (Neuenfelde) mit 26 Prozent.

Der Ansturm auf die Ganztagsschulen macht erhebliche Umplanungen der Schulbehörde erforderlich. "Auch die Schulen stehen vor großen Herausforderungen", sagte Rabe. Für den Ganztagsbetrieb stehen die 110 Millionen Euro jährlich zur Verfügung, die bislang für das Hortangebot vorgesehen waren. Hinzu kommen zehn bis 15 Millionen Euro an Gebühreneinnahmen. Allerdings werden künftig 30 000 Kinder nachmittags betreut werden statt der bislang 20 000 Jungen und Mädchen in den Horten. "Aber wir sparen die Mieten für die Horträume, weil wir die ohnehin vorhandenen Schulen nutzen", sagte der Senator. "Wir kommen mit dem Haushalt aus."

Bis 2013 werden auch zwölf neue Stadtteil-Ganztagsschulen ihren Betrieb aufnehmen, sodass 46 der 56 Standorte von der Reform erfasst sind.