Eine Glosse vonChristian-A. Thiel

Manchmal schien es in den vergangenen Tagen, als gehöre der Fußball in den Polizeibericht. Hooliganrandale, Diskussion um Pyrotechnik und Stehplätze, böse Fouls auf dem Rasen. Wo bleibt da das Wesen des Sports, wo bleiben die "loyalen Wettkämpfer im ritterlichen Geist", wie sie der olympische Eid fordert?

Bei so viel kriegerischen Begleiterscheinungen ist es doch schön, dass wenigstens zwei spanische Fußballmannschaften die friedensstiftende Wirkung des Sports mal ausgelebt haben. Die Spieler von Celta de Vigo und CF Córdoba machten am finalen Spieltag der zweiten Liga 90 Minuten lang gar nicht erst den Versuch, vor dem Tor des Gegners aufzutauchen. 0:0, das Ergebnis stand schon vor dem Anpfiff fest. Beiden genügte dieses schmerzlose Remis - Vigo für den direkten Wiederaufstieg in die erste Liga, Córdoba für das Erreichen der Play-off-Runde. Kein Eckball, kein Torschuss, dafür 1591 Kurzpässe - zwei neue Kandidaten für den Friedensnobelpreis.

Und das Schönste: die 32 000 Zuschauer feierten, als ginge sie das Geschehen auf dem Rasen nichts an, bejubelten sogar das Quergeschiebe. Die Wettbüros hatten von vornherein Einsätze abgelehnt. Fehlte noch, dass weiße Tauben aufgestiegen wären.

Genau 30 Jahre ist es her, da schlossen die Mannschaften Deutschlands und Österreichs bei der Weltmeisterschaft in Spanien ebenfalls einen Nichtangriffspakt. Das deutsche 1:0 reichte beiden zum Weiterkommen, die "Schande von Gijon" gilt noch heute als schwarze Stunde des deutschen Fußballs.

So ändern sich die Zeiten.