Ein Glosse von Alexander Schuller

Pheromone sind organische Moleküle, mit denen die biochemische Kommunikation zwischen Lebewesen einer Spezies aufrechterhalten wird. Insekten nutzen diese Botenstoffe zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Geschlechtspartnern, zum Markieren von Territorien sowie zum Aufspüren von Nest- und Futterplätzen.

Das klappt auch beim Menschen, denn unsere olfaktorische Wahrnehmung ist dank zehn Millionen Riechzellen in Kombination mit 80 Millionen Riechhärchen und dem limbischen System im Gehirn, das unsere Emotionen steuert, eine prima Sache. Allerdings sollte stets ein Gemisch von Substanzen in genau aufeinander abgestimmten Mengenanteilen verpüstert werden, damit der jeweilige Duft die gewünschten Emotionen auch auslöst. Dieses Gemisch wollen wir "Parfum" nennen - und die erhoffte Wirkung "Kaufimpuls". Ist das limbische System jedoch gestört, zum Beispiel durch eine Überdosis Duft, kann dies zu schweren Beeinträchtigungen der emotionalen Steuerung führen. Die nennt man dann in diesem speziellen Fall "Kaufrausch".

Jetzt wissen Sie, warum Asthmatiker seit gut zwei Wochen die Poststraße weiträumig umgehen: Denn dort, wo neuerdings Retriever röcheln und Tauben tot vom Himmel plumpsen, bläst der Klamottenladen Abercrombie & Fitch sein penetrant-süßliches Parfum "Fierce" in die Atmosphäre. Das soll die Kundenbindung verstärken, und die Warteschlange vor dem Geschäft beweist, dass dieser Verkaufstrick erfolgreich ist. Geld stinkt ja auch nicht. Doch in New York haben Umweltschützer vor dem Abercrombie-Flagship-Store bereits erfolgreich gegen diese Form der "Duftverschmutzung" protestiert. Wo bleibt der Hamburger Wutbürger, wenn man ihn mal braucht?