Aber in Hamburgs City bleiben Wildschweine die Ausnahme

Zwei Schweine, vielleicht auch drei. Schon steht der Verkehr still. Rücken Stadtjäger an. Berichten Reporter vom Ort des Geschehens, live, im Minutentakt. Ja, es ist ungewöhnlich und definitiv auch nicht ungefährlich, wenn sich große Wildtiere in die Stadt verirren. Aber wer jetzt danach ruft, es müsse mehr getan werden, damit das nicht wieder passiert, dem muss klar gesagt werden: Wir sind es, die den Tieren den Weg ebnen in unsere Städte. Indem wir ihnen den Tisch decken.

Achtlos weggeworfene Lebensmittel ziehen Ratten und Krähen an. Burgerreste sind leichter zu erbeuten als Nahrung in freier Wildbahn - und in manchen Stadtteilen auch ständig verfügbar. Maismonokulturen, wie sie bis an Hamburgs Grenzen immer mehr Platz einnehmen, kommen einem Wildschweinhimmel recht nah: Futter und Versteck in einem. Da ist der Sprung über die Stadtgrenze dann nicht mehr weit, zumal das Borstenvieh gut zu Fuß ist.

Dennoch wird es bei Einzelfällen bleiben, was den Besuch von Wildschweinen in der Hamburger Innenstadt angeht, da sind sich Experten sicher. Denn die intelligenten Tiere bevorzugen Sümpfe, Wälder und Felder statt Straßen und Plätze, wo sie sich nicht verstecken können. Und dafür, dass sie zahlenmäßig im Zaum gehalten werden, gibt es längst Kooperationen zwischen Jägern, Naturschutzverbänden und Landwirten.

Erschreckender ist, was sich in der Bundeshauptstadt abspielt: Hier treiben mehrere Rotten in grünen Vierteln ihr Unwesen, fürchten sich Fußgänger beim Ausführen ihrer Hunde, müssen S-Bahn-Fahrer immer wieder Notbremsungen hinlegen. Trotzdem sollte man diesbezüglich keine Sau durchs Dorf, oder besser durch die Stadt, treiben. Wollen wir nicht alle möglichst viel Natur und Grün in unserer Stadt?

Schon immer haben sich Menschen mit der Natur - und den wilden Tieren - arrangiert. Wenn wir auch in Zukunft in einer grünen Stadt leben wollen, dann müssen wir mit seltenen Zusammenstößen dieser Art rechnen.