Geld für Gärtner fehlt auch im Stadtpark. Anwohner und CDU im Bezirk Nord klagen: Hamburg spart an falscher Stelle. Thema hat Politik erreicht.

Winterhude. Michael Scheler, 54, muss es wissen. Seit 40 Jahren wohnt der Hamburger an der Straße Bellevue, was sich mit "schöne Aussicht" übersetzen lässt. Mittlerweile aber, sagt Scheler, verdient die Straße an der Außenalster ihren Namen einfach nicht mehr. Überall Wildwuchs und Dreck, der monatelang auf der Fahrbahn liegen bleibt, meterhohe Brennnesseln und abgenutzte Rasenflächen - Scheler ist sauer: "Die Zustände werden jedes Jahr schlimmer."

Noch kann man auf den Bänken den Alsterblick genießen. "Aber kommen Sie mal Ende Juli hierher, dann ist alles zugewachsen, dann können Sie nicht mal mehr auf den Bänken sitzen", sagt Scheler. Schon jetzt drängt sich Unkraut durch die Ritzen. Büsche und Hecken wuchern vor sich hin, dazwischen machen sich Knöterich und Kohl, Beifuß und Brennnesseln breit.

Gefährlich sei das nicht nur für kleine Kinder, die direkt an den hohen Brennnesselpflanzen entlanglaufen, sondern auch für Radfahrer, die auf einem breiten Streifen in beide Richtungen fahren. Durch den hohen Wildwuchs an den Bäumen direkt neben dem Radweg sehen sich die Radfahrer oft viel zu spät.

+++Unkraut vergeht doch - die besten Tipps+++

"Hier kommt es deshalb immer öfter zu Zusammenstößen", sagt Scheler. Das Thema hat mittlerweile auch die Politik im Bezirk erreicht. In einer Kleinen Anfrage wollte der CDU-Abgeordnete Christian Ploß vom Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord wissen, ob angesichts des ungepflegten Zustands die Außenalster und der Stadtpark ihren Ruf als Aushängeschilder Hamburgs verspielen. "Am Wochenende sind manchmal bis zu 800 000 Menschen an der Alster, darunter viele Gäste und Touristen", sagt Ploß. Da könne es nicht sein, dass ihnen solch ein Bild geboten werde. "Insbesondere Hamburger Aushängeschilder wie die Außenalster und der Stadtpark müssen stärker in den Fokus der regierenden SPD rücken und endlich besser gepflegt werden."

Die Hecken, so heißt es in der Antwort von Bezirksamtschef Harald Rösler (SPD), werden von Juli an einmal jährlich und die Gehölzflächen bei Bedarf geschnitten. "Das ist natürlich viel zu wenig", sagt Michael Scheler. Außerdem werde dadurch das Problem des wuchernden Unkrauts nicht gelöst, weil es eben buchstäblich nicht an der Wurzel angepackt werde.

Dafür aber fehlt schlicht das Geld. "Der Rechnungshof hat in einem Bericht dargelegt, dass die veranschlagten Unterhaltungsmittel lediglich rund 45 Prozent des eigentlich erforderlichen Finanzbedarfs abdecken würden", sagt Harald Rösler. Dem Bezirk stünden für Grünpflege 1,848 Millionen Euro zur Verfügung. Rösler hält die Darstellung von "Kraut und Rüben" durch Christian Ploß für unsachlich. "Sie soll wohl ein möglichst skandalöses Bild vermitteln, dabei hat das Thema eine seriösere Betrachtung verdient."

Auch weil im Laufe der letzten Jahre viele Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Grünanlagen umgesetzt worden seien. Bestes Beispiel sei der Alsterpark. Rösler: "Im Alsterpark wurden alle Wegedecken erneuert, die Uferbefestigung wurde instand gesetzt, alle Banksysteme überarbeitet und zwei Grillzonen eingerichtet." Der Alsterpark werde zweimal pro Woche gereinigt, bei Bedarf auch am Wochenende.