Vorgestern zogen wieder einige "Väter" mit Bier und Bollerwagen durch die Heide und sangen sich lauthals zu: "Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang ...!" Ihre Art von Vatertag, doch ich hoffe, sie werden noch länger leben. Ich feierte lieber Himmelfahrt und erinnerte mich an eine Legende:

Als Jesus im Himmel angekommen war, wurde er vom Erzengel Gabriel erwartet. Gemeinsam schauten die beiden nach unten, wo das verwirrte und traurige Häuflein der Jünger nach oben starrte und dann unsicher nach Jerusalem zurückstolperte. "Dieses armselige Häufchen soll jetzt die christliche Kirche bauen?", dachte Gabriel zweifelnd, aber dann sagte er sich: "Wie ich meinen Herrn kenne, hat er für den Fall des Scheiterns noch einen Plan B in der Tasche", und so fragte er Jesus: "Herr, wenn diese schwachen Leute es nicht schaffen, wie sieht dann dein Ersatzplan aus?" Jesus aber schaute liebevoll lächelnd auf seine Jünger hinunter und antwortete: "Diese Leute sind mein einziger Plan, einen anderen habe ich nicht!"

Ich fand diese Legende immer tröstlich, sagt sie doch: Jesus lässt seine Gemeinde trotz ihrer Schwächen nicht fallen. Er weiß, dass sie kein Klub der Vollkommenen ist, sondern eine Gemeinschaft von Liebenden, die von der Vergebung leben. Und das ist ihre wahre Stärke: Wenn Christen ihre Fehler zugeben, können sie viel überzeugender von ihrem Glauben erzählen. Jesus geht es nicht um leistungsorientierte Topmanager, angstfreie Supermänner oder glatte Funktionäre, sondern um glaubwürdige Menschen, die zu ihrer Sehnsucht und ihren Schwächen stehen. Unsere Bedürftigkeit ist sein System, denn er will gerade die stärken, die mit leeren Händen zu ihm kommen. In dieser Erkenntnis liegt eine Verheißung für Zukunft und Segen. Darum müssen wir über unsere Fehler nicht verzweifeln. Wenn wir Gott vielmehr bitten, wie es Christen seit Jahrhunderten tun: "Komm Tröster, Heiliger Geist!", werden wir erfüllt von seiner Kraft und können die Welt in einem neuen Geist verändern. Zu Pfingsten haben es die Jünger erlebt, auf das Pfingstfest gehen auch wir jetzt zu.

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