Besucher aus ganz Deutschland kamen in Reisebussen zum Hafen. “Ich habe hier jedes Mal Fernweh“

St. Pauli/HafenCity. Die Männer stratzen vorneweg. "So, das ist die 'Mir'!", ruft Ulrich Helm seiner Ehefrau und seiner Schwester weiter hinten zu. Der 73-Jährge führt die Gruppe an und zeigt den Weg. "Ja, das sind die Russen. Die haben diese Tellerminen auf dem Kopf", sagt er noch und meint die großen Mützen der Matrosen, die auf der "Mir" die Besucher begrüßen.

"Die Alexander von Humboldt II", sagt Ulrich Helm weiter und gibt mit dem rechten Zeigefinger die Richtung vor, "liegt da hinten." Vor den fünf Windjammern an den St.-Pauli-Landungsbrücken reihen sich die Besucher brav in die Warteschlangen ein. Dazu klingt aus Lautsprechern von irgendwoher die Melodie von "Junge, komm bald wieder!" Doch es nützt nichts. Die Volksfeststimmung überwiegt. Statt Seefahrerromantik überall Champignons aus der Pfanne und Bier aus Plastikbechern. Was fehlt, ist der freie Blick auf Schiffe und Elbe.

Und dann geht Ulrich Helm aus Osdorf zum Fischbrötchenstand. Sein Besuch bat darum. Seine Schwester Anita Backhaus und ihr Mann Hermann waren am frühen Sonntagmorgen mit einem Reisebus aus Mülheim an der Ruhr angereist. Extra zum Hafengeburtstag. Fahrzeit: rund fünf Stunden. Bis 22 Uhr bleiben sie in Hamburg, dann geht es mit dem Bus noch einmal fünf Stunden zurück ins Ruhrgebiet. "Ich bekomme jedes Mal Fernweh, wenn ich Schiffe sehe", sagt Anita Backhaus, die Rummelfestatmosphäre ignorierend. Sie ist an diesem Sonntagmittag ziemlich spät dran. Schließlich waren die ersten Windjackenträger schon morgens um 9 Uhr in der U 3 Richtung Landungsbrücken unterwegs. Wahrscheinlich wollten sie die Ersten sein, bevor es die Massen zum Hafengeburtstag zieht. "Man schiebt sich hier durch die Menschenmenge. Wir kennen das", sagt Petra Schwill und lacht. Sie ist gut gelaunt. Die 43-Jährige aus Neumünster hatte sich den Ausflug zum Hafengeburtstag zum Muttertag gewünscht, weil sie unbedingt die "Queen Mary 2" in der HafenCity sehen wollte.

Schade, dass man nicht auf die "Queen Mary 2" gehen konnte, findet Ulli, 26, Architektin aus Frankfurt. Sie ist ein bisschen enttäuscht. Und das Schlepperballett, sagt ihr Freund David, habe ihn ein wenig an Elefanten im Zirkus erinnert. "Ich habe mich gewundert, dass alles so still war. Die Zuschauer standen regungslos da."