Vor 65 Jahren wurde der Sprachenclub pro linguis gegründet. Mitglieder können für Jahresgebühr so viele Kurse besuchen, wie sie wollen

Hamburg. Koreanisch hätte man mal lernen können, sagt Axel Werner. Einfach so, um Kim Jong-il im Original zu verstehen. Jetzt ist der nordkoreanische Diktator tot, und Werner ärgert es noch immer ein bisschen, dass es bis zuletzt nichts geworden ist mit seiner zwölften Fremdsprache. Im wahren Leben arbeitet Werner in einer Behörde, aber fast jede Minute geht bei ihm für Grammatik und Vokabeln drauf; ein Stichwort wie "Vokalharmonie"- und er ist nicht mehr zu bremsen.

Axel Werner, 60 Jahre alt, lernt Sprachen aus Leidenschaft und ist einer von rund 900 Mitgliedern des Hamburger Sprachenclubs pro linguis. Hier treffen sich polyglotte Hanseaten und solche, die es werden wollen. Kurse in 13 Sprachen werden angeboten, von Englisch und Spanisch bis Japanisch und Türkisch, alle Dozenten sind Muttersprachler. Vor genau 65 Jahren gegründet, ist pro linguis keine Sprachenschule, sondern ein gemeinnütziger Verein mit weltweit wohl einzigartigem Konzept: Die Schüler sind gleichzeitig Mitglieder, finanzieren den Sprachenclub mit einer Jahresgebühr und dürfen so viele Kurse besuchen, wie sie wollen, eine Art "Flatrate für Fremdsprachen".

Entstanden im zerbombten Hamburg, richteten sich die Gründer des Klubs im Jahr 1947 anfangs in Kellerräumen ein. Es kam der Wiederaufbau, es kamen bessere Zeiten. Über Umwege verschlug es den Klub 1952 in eine mehrstöckige Villa an der Rothenbaumchaussee, auch Helmut Schmidt kehrte hier als Gast hin und wieder ein. Die Erste Vorsitzende Andrea Druve sagt: "Das Besondere an pro linguis ist der Klubcharakter: dass wir gemeinsam das ganze Haus mit Garten nutzen, oft zusammensitzen und feiern." Manche Kurse wachsen stark zusammen, die Lerngruppe wird erst zur weinseligen Runde und irgendwann zur eingeschworenen Truppe. Paare haben sich gefunden. Zum 65. Bestehen gibt es heute einen Tag der offenen Tür ( www.prolinguis.de ).