Hamburg. Nach dem starken Anstieg der Zahl von Selbstmorden im Strafvollzug, alleine drei Suizide in den vergangenen vier Monaten, schloss Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) im Justizausschuss am Freitag eine Videoüberwachung der Gefangenen aus. "Das ist mit dem Datenschutz nicht vereinbar", antwortete die Senatorin auf die Frage von Martina Kaesbach (FDP). Dennoch räumte Schiedek ein, bislang noch keinen Anhaltspunkt für das Ansteigen der Suizidfälle ausmachen zu können. Deshalb hat sich die Behörde nun dazu entschlossen, eine groß angelegte Untersuchung aller Fälle von 1996 bis in die Gegenwart hinein in Auftrag zu geben. Koordiniert wird die Expertenkommission vom Leiter des Instituts für Rechtsmedizin des UKE, Professor Klaus Püschel.

Um kurzfristig auf die Fälle zu reagieren, veranlasste die Behörde eine Verbesserung der Kontaktmöglichkeiten zwischen den Insassen. Beispielsweise haben sie nun mehr Zeit, sich in Gemeinschaftsräumen aufzuhalten oder sich frei in der Haftanstalt zu bewegen. Einen Umbau der Zellen, um die Möglichkeiten eines Suizids zu verringern, schließt Schiedek aus. "Es mag schlimm klingen, aber wenn jemand sich das Leben nehmen will, findet er einen Weg", so die Senatorin. Wichtig sei vielmehr die Prävention.