Man kann sagen, was man will, am Muttertag kommt niemand vorbei. Man, frau mag sich an kitschigen Gefühlen, an Ausbrüchen von Rührseligkeit stören. Man mag sich an einem Frauenbild stoßen, das die Mutterrolle in den Himmel hebt und die Fragen zur Selbstverwirklichung der Frau auf Erden schnell übergehen will. An diesem Sonntag ist auf jeden Fall Muttertag - überall auf der Welt.

Jeder, jede von uns ist Kind seiner und ihrer Mutter, Tochter und Sohn. Frauen haben ein ganz eigenes Verhältnis zu Kindern. Sie lieben Kinder und sind stolz auf sie, auch wenn sie keine eigenen haben. Auch die Sorgen, kleine und ganz große, gehören dazu. Das alles können nur die Mütter, das macht ihre Stärke, ihren einmaligen Reichtum aus. Es sind die leibhaftigen Mütter, aber genauso die vielen Frauen, die eine Mutterrolle übernehmen, ihre Kinder von Herzen lieben und alles für sie tun. Frauen müssen das Recht auf ihre eigenen Lebensentwürfe haben und volle Anerkennung dafür finden. Aber ich bin der festen Überzeugung: Frauen sollen sich nicht einem Diktat unserer modernen Welt beugen und das preisgeben, was nur ihnen eigen ist, ihr Mutterseinkönnen.

Der Muttertag ist kein christliches Fest. Eine amerikanische Pastorentochter hatte die Idee. 1914 wurde er zum Staatsfeiertag in den USA. Die Deutschen haben ihn 1923 eingeführt. Schlimm ist der Missbrauch durch die menschenverachtende Ideologie der Nazis. Aber gerade Christen halten fest: Wir Menschen werden reich in einem fruchtbaren Leben durch Mütter, die - natürlich zusammen mit den Vätern - Kinder zur Welt bringen. Mütter sind kostbar, sie verdienen Ehrfurcht und Liebe, die sie den Kindern weiterschenken.

Den Müttern danken ist etwas ganz Persönliches. Meine Mutter freut sich über eine Aufmerksamkeit. Ich spüre, was die Mutter für mich wert ist. Manchmal ist es zu spät, ich schäme mich für verpasste Gelegenheiten. Aber ich darf zum Himmel blicken. Die Mutter wird mich nicht vergessen. Mütter verdienen den Dank von uns allen, von unserer Gesellschaft. Setzen wir uns ein für die Förderung von Frauen und Müttern, dass sie Beruf und Muttersein ohne Schaden miteinander verbinden können.

An den Muttertagen meiner Kindheit habe ich der Mutter meist einen Fliederstrauch geschnitten. Ich rate zu mehr Fantasie: einem Anruf, einem Besuch, einem Ausflug, dem gedeckten Frühstückstisch. Dankbarkeit soll keine Grenzen kennen.

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