Eine Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) warnt vor Defiziten bei der Anbindung an Straßen und Schienen.

Hamburg. Die Hansestadt könnte die Stärken ihres Hafens zum Teil verspielen, wenn die Anbindungen an Straßen und Schienen nicht deutlich ausgebaut werden. "Es macht wenig Sinn, das Elbfahrwasser zu erweitern, ohne die Infrastruktur an Land zu modernisieren und sie für die wachsenden Güterströme nicht ebenfalls zu ertüchtigen", sagte gestern Professor Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI).

Das HWWI hat im Auftrag der Hamburger Sparkasse (Haspa) eine Studie über Hamburgs Einbindung in das europäische Verkehrswegenetz erarbeitet. Hamburg weist demnach erhebliche Defizite beim Ausbau seiner Hafen-Hinterlandanbindungen auf. Obendrein ist die Hansestadt beim Ausbau der europäischen Fernwege kaum berücksichtigt. Die Europäische Kommission will bis zum Jahr 2020 unter dem Projektnamen TEN zehn große Verkehrstrassen vorantreiben, um die innereuropäischen Verkehre zu verbessern. Hamburg ist davon aber nur am Rande berührt, vor allem durch die geplante Fehmarnbeltquerung zwischen Deutschland und Dänemark und durch die Weiterführung der Küstenautobahn A 20 in Richtung Polen und Osteuropa.

HWWI-Chef Straubhaar wies darauf hin, dass vor allem die innereuropäischen Verkehre in den kommenden Jahren deutlich zunehmen werden. "Die Bedeutung Chinas und Ostasiens ist sicher groß. Aber 60 Prozent aller deutschen Exporte entfallen auf andere Länder der EU. Asien folgt mit 16 Prozent auf Platz zwei", sagte Straubhaar.

Das Volumen des deutschen Außenhandels - Importe und Exporte - werde bis zum Jahr 2020 um 60 Prozent steigen, kalkuliert das HWWI. Hamburg könne davon nur im gleichen Ausmaß profitieren, wenn die Anbindungen des Hafens entsprechend ausgeweitet würden, sagte Straubhaar. Als besondere Stärke des Hamburger Hafens gelten dessen Lage weit im Inland und die besonders enge Vernetzung mit der Straße wie auch mit der Bahn. Etliche große Projekte wie die Modernisierung und der Ausbau von Autobahnen rund um die Hansestadt oder die Erweiterung von Schienenwegen für die Güterbahn südlich von Hamburg kommen aber seit Jahren nicht voran.

"Wenn wir unseren Wohlstand in der Metropolregion Hamburg halten wollen, müssen wir beim Ausbau der Infrastruktur deutlich mehr tun als derzeit", sagte Straubhaar.