Stellingen. Elegante Erscheinungen in Schwarz und Weiß, die sich anmutig bewegen: Ja, sie sind schon ein schönes Paar, die Sylvie und der Bruce. Und so fotogen! Echte Naturtalente, mein lieber Schwan! Und das ganz ohne Castingshow. Sondern täglich auf dem Saurierteich im Tierpark Hagenbeck zu sehen.

Das dezente Augen-Make-up, wie von einem weißen Kajalstift auf schwarzem Grund gezogen, lässt nicht darauf schließen, ob man es mit einem Männlein oder einem Weiblein zu tun hat. "Bei den Schwarzhalsschwänen sehen beide Geschlechter gleich aus", sagt Kevin Sumilo. Die Männchen seien nur einen kleinen Tick größer. Ansonsten zeigen beide Vögel jedoch den charakteristischen und namensgebenden schwarzen Hals und Kopf auf einem ansonsten schneeweißen Körper.

Im Tierpark Hagenbeck teilen sich die eleganten Tiere den Teich mit den Gänsesägern und einigen wilden Blesshühnern. "Und indirekt auch mit den Riesenschildkröten", sagt Tierpfleger Kevin Sumilo und lacht. Die trägen Reptilien waren ja bisher nicht unbedingt als ausdauernde Schwimmer bekannt, würden aber an ihrem eigenen kleinen Badestrand gerne auch einmal die Beine ins Wasser strecken, verrät Sumilo.

Vielleicht könnten sie sich dabei etwas von Sylvie und Bruce abgucken, auf das man bei den Schildkröten in Hamburg bisher vergebens gewartet hat: das Talent zum Kinderkriegen. Denn da waren Sylvie und Bruce bisher ganz weit vorne. Im vergangenen Jahr schlüpften zwei Küken, am 26. März dieses Jahres erneut ein kleiner Schwarzhalsschwan. "Den schwarzen Hals hat er allerdings noch nicht, der kommt erst nach der ersten Mauser", sagt Kevin Sumilo.

Die ersten Monate im Leben der kleinen Wasservögel seien besonders schön zu beobachten, schwärmt der Hamburger Tierpfleger: "Die Lütten werden ja auf dem Rücken der Mutter über den Teich kutschiert, gleiten beim Aussteigen aus dem Gefieder über den Schwanz wie auf einer Rutsche herunter. Das sieht einfach toll aus!" So harmonisch das kleine Familienglück in dieser Zeit wirkt: Mit Schwarzhalsschwänen ist während der Brut und der Jungenaufzucht nicht gut Wasserpflanzen essen. "Sie sind dann uns gegenüber extrem aggressiv, und gerade der Vater würde sofort auf uns einprügeln, wenn wir den Vögeln zu nahe kämen", sagt Sumilo.

Die Rufe der Schwarzhalsschwäne sind ein ganz eigentümliches Gurren

Typisch Schwan, und noch dazu ein Südamerikaner: Schwarzhalsschwäne kommen ausschließlich im Süden Südamerikas vor. Hier bewohnen die bis 140 Zentimeter langen und bis zu 6,5 Kilogramm schweren Vögel vor allem seichte Seen und Süßwassersümpfe. Mit ihrem langen Hals gründeln die Tiere in seichtem Wasser nach Wasserpflanzen und Algen. Das tun sie auch auf dem Saurierteich bei Hagenbeck, doch zusätzlich bekommen sie hier spezielles Pressfutter (sogenannte Peletts), die auf dem Wasser schwimmen, zur Beschäftigung ab und zu einen Salatkopf - und für den Nachwuchs liebevoll und schnabelgerecht klein geschnittenes Gras.

So hübsch Sylvie, Bruce und ihr noch namenloser Nachwuchs sind, eines können sie nicht: Singen. "Die Rufe der Schwarzhalsschwäne sind ein ganz eigentümliches Gurren", sagt Kevin Sumilo. Doch wen stört das schon? Das wahre Leben der drei Hamburger Exoten ist ja zum Glück ein Vogelteich. Und keine Talentshow.

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