Fast hätte der perfide Plan von Mario M. funktioniert. Gekränkte Eitelkeit und enttäuschte Liebe waren wahrscheinlich die Gründe.

Hamburg. Er hat sich ins Zeug gelegt für seine große Liebe. Die Frau mit Blumen überhäuft, sie mit E-Mails und SMS bombardiert. Und dann war da noch dieses Transparent mit der unmissverständlichen Botschaft: "Andrea, ich liebe Dich." Doch aus Sicht der Angebeteten war die Beziehung längst Geschichte, seine Versuche, sie umzustimmen, nur noch aufdringlich, nervig, sogar beängstigend.

Andrea K. hatte unwiderruflich die Nase voll von ihrem früheren Partner. War es gekränkte Eitelkeit, die Mario M. daraufhin dazu trieb, ihr schaden zu wollen? Es hätte nicht viel gefehlt und der 36-Jährige hätte mit seinem perfiden Plan, ihr einen Denkzettel zu verpassen, Erfolg gehabt.

Versucht hat der Mann es jedenfalls nach Kräften. Mithilfe gefälschter Urkunden, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, hat der gelernte Techniker im November 2009 erreicht, dass seine 29-jährige Ex-Freundin, eine Studentin der Erziehungswissenschaften, von ihrer Uni exmatrikuliert wurde. Zudem habe er die Frau ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung von ihrer Diplomprüfung abgemeldet, heißt es in der Anklage. Doch letztlich war es Andrea K. gelungen, die Exmatrikulation wieder rückgängig machen zu lassen.

Wie versteinert sitzt der Angeklagte im Verhandlungssaal, die hagere Gestalt nahezu regungslos, der Kopf gesenkt, sodass ihm die strähnigen Haare in die Stirn fallen, das blasse Gesicht ohne Mimik. Eine Hand hält der 36-Jährige an den Hals, als wolle er seine Tätowierung kaschieren. Ein Mann, unnahbar und stumm. Das Reden überlässt er lieber seiner Anwältin.

Sie ist es, die in dieser Berufungsverhandlung vor dem Landgericht in seinem Namen eine Erklärung abgibt, mit der Mario M. die Vorwürfe einräumt. In erster Instanz vor dem Amtsgericht hatte der 36-Jährige noch vehement bestritten, den Exmatrikulationsantrag gefälscht zu haben. Doch das Gericht hatte der Zeugin geglaubt und den Mann zu einer Geldstrafe von 140 Tagessätzen zu 15 Euro verurteilt. Ihr Ex-Freund habe beabsichtigt, Andrea K. "Schaden zuzufügen und Rache zu nehmen", weil sie sich von ihm getrennt hatte, heißt es in dem Urteil, das dem Angeklagten eine "nicht unerhebliche kriminelle Energie" bescheinigte.

Jetzt, in der Berufungsinstanz, ist klar: Will Mario M. glimpflicher davonkommen als vor dem Amtsgericht, kann nur ein Geständnis helfen, mit dem er auch seiner früheren Freundin einen Auftritt als Zeugin in der Verhandlung erspart. Die 29-Jährige habe bis heute "erhebliche Ängste und Befürchtungen", falls sie ihm wieder begegne, erläutert die Vorsitzende Richterin.

Man ahnt, dass die letzten Monate nach der vierjährigen Beziehung mit Mario M. für die junge Frau eine quälende Zeit gewesen sein müssen. Eine Zeit, die in dem Racheakt ihres Ex-Freundes gipfelte. Auf die Idee gekommen war der Hamburger offenbar durch einen Brief der Universität an Andrea K. Doch so ausgefeilt sein Plan gewesen sein mag, so schluderig setzte der 36-Jährige ihn um. Der von ihm aufgesetzte Exmatrikulationsantrag war voller Fehler. So schrieb der Angeklagte unter anderem das Wort "dass" falsch, Kommata fehlten fast völlig.

Es sei "erstaunlich", wundert sich die Vorsitzende Richterin, dass der Antrag zunächst erfolgreich gewesen sei. Bei der Menge von Rechtschreibfehlern hätte es stutzig machen müssen, "dass jemand, der studiert, so etwas geschrieben haben soll. Gleichwohl, die Uni hat es geschluckt!"

Ein Glück für Andrea K., dass sie die Exmatrikulation rückgängig machen konnte. So wird die Geldstrafe für ihren Ex-Freund im Ergebnis von 140 Tagessätzen zu 15 Euro in zweiter Instanz auf 90 Tagessätze abgemildert. Aber insgesamt, betont die Vorsitzende Richterin, sei die Tat des Angeklagten eine "unglaubliche Schweinerei". Ob diese Standpauke auf Mario M. Eindruck gemacht hat, lässt sich nicht ausmachen. Worte der Entschuldigung oder des Bedauerns kommen ihm jedenfalls nicht über die Lippen. Nur wenige magere Silben: Es sei "ja alles gesagt worden", flüstert er. Es bleibt sein einziger Kommentar, bevor er aus dem Saal huscht, den Kopf immer noch gesenkt.