Eine Glosse von Sven Stillich

Gurke. Gurke. Gurke. "Gurke" ist ein seltsames Wort, wenn man es mehrere Male hintereinander ausspricht. Normalerweise redet außer Gemüsehändlern auch kaum jemand ausgiebig über Gurken - doch seit sie uns alle umzubringen droht, ist sie plötzlich in aller Munde. Wäre man vor einer Woche eingeschlafen, erst gestern Morgen wieder aufgewacht und dann zum Zeitungskiosk gelaufen: huch! Wer hätte gedacht, dass auf fast allen deutschen Zeitungen eine Gurke abgebildet sein würde? Dass auf Live-Pressekonferenzen im Fernsehen Sätze fallen wie: "Im Verdacht steht eine spanische Biogurke"? Eben.

Die Gurke führt ansonsten, journalistisch gesehen, ein Leben im Verborgenen, zum letzten Mal hatte sie 1989, also vor mehr als 20 Jahren. ihren großen Auftritt. Auf dem Cover des Satiremagazins "Titanic". Man erinnert sich: "Zonen-Gabi (17) im Glück (BRD): Meine erste Banane" stand dort, in der Hand hielt Gabi (Jeansjacke, "Frisur") eine bananengleich geschälte Gurke.

Was lernen wir daraus? Will man als Gemüse groß rauskommen, muss man in die Wirren der Weltgeschichte geraten (Wiedervereinigung) - oder dem Menschen gefährlich werden (Keime). Das ist als gemeine Gurke nicht leicht. Und auch ihre Zeit im Rampenlicht wird bald vergangen sein.

Ein Trost bleibt ihr. Sie wird weiterleben - gerade wenn überhaupt nichts los ist. Sie muss gar nichts tun. Die Sauregurkenzeit kommt bestimmt.