Der CSU-Politiker Peter Ramsauer, 57, ist Bundesverkehrsminister

1. Hamburger Abendblatt:

Wieder bricht ein Vulkan auf Island aus, wieder herrscht Chaos im europäischen Flugverkehr. Haben die Behörden aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres nichts gelernt?

Peter Ramsauer:

Das Wort Chaos ist nicht angebracht. Natürlich ist es ärgerlich, wenn Fluggäste festsitzen, weil die Maschinen nicht fliegen. Für uns steht aber Sicherheit an allererster Stelle. Zu jeder Zeit und ohne Kompromisse. Dafür trage ich die politische Verantwortung. Alle Entscheidungen beruhen auf einem klaren Regelwerk, das besser ist als im vergangenen Jahr.

2. Ist die Gefahr, die von Grimsvötn ausgeht, inzwischen gebannt?

Ramsauer:

Der Vulkan Grimsvötn hat seine Aktivitäten eingestellt. Das heißt: Über Deutschland ist vorerst keine kritische Aschekonzentration mehr zu erwarten.

3. War es wirklich nötig, den Luftraum über Norddeutschland zu schließen?

Ramsauer:

Ja, zumindest für ein paar Stunden und nur für Düsenflugzeuge. Wir mussten jedes Risiko, das von der Aschewolke ausgeht, ausschließen. Das war und bleibt richtig. Eine isländisch-dänische Studie hat jüngst noch einmal belegt, wie schädlich Vulkan-Aschepartikel für Flugzeuge und deren Triebwerke sein können.

4. Sind die Kriterien, nach denen entschieden wird, ausreichend?

Ramsauer:

Alle Beteiligten haben eine solide rechtliche Grundlage, auf der sie schnell und zuverlässig handeln können. Letztes Jahr galten nur die Prognosen des Volcanic Ash Advisory Centers in London. Heute beziehen wir Messergebnisse des Deutschen Wetterdienstes ein. Das Modell wird ständig verfeinert. Es gibt in Europa keine bessere Datengrundlage. Sie hat uns in die Lage versetzt, Flughäfen schneller als gedacht wieder zu öffnen.

5. Wie kann das Vorgehen in Europa besser koordiniert werden?

Ramsauer:

Wir brauchen nach wie vor einheitliche verbindliche Grenzwerte. Der nächste EU-Verkehrsministerrat am 16. Juni muss sich intensiv mit dem Thema befassen. Bei der Vulkanasche ist auch die Kommission gefordert. Sie darf die Hände nicht in den Schoß legen, wenn man es mit dem einheitlichen europäischen Luftraum ernst meint. Da kann es nicht sein, dass in einem Land geflogen wird und im anderen nicht.