Ein Kommentar von Björn Jensen

Dass die Bilder, die am Dienstagabend im NDR nach dem Relegationsspiel zwischen dem VfL Osnabrück und Dynamo Dresden zu sehen waren, für Aufregung sorgen würden, war abzusehen. Als der Zweitliga-Aufstieg perfekt war, stürmten Anhänger des ostdeutschen Traditionsklubs den Rasen, einige brannten Pyrotechnik ab oder prügelten sich mit Ordnungskräften. Da sind sie wieder, die hässlichen Ossis - so werden viele Fans im Westen der Republik gedacht haben.

Die Reaktionen am Tag danach waren zwar durch den Filter der politischen Korrektheit gewandert, doch es überwog der kritische Tenor. Man werde, so hieß es aus dem Deutschen Fußball-Bund, die neuen Zweitliga-Mitbürger aus Dresden und Rostock genau beobachten. Mit dem notwendigen Blick in die Krawall-Vergangenheit sind diese Worte nicht überraschend; ob sie jedoch der richtige Impuls sind, darf angezweifelt werden.

Ist es nicht vielmehr ein Grund zur Freude, dass Traditionsklubs wie Dynamo und Hansa Regionen wieder auf die Landkarte des Profifußballs bringen, die zuletzt schwarze Löcher waren? Regionen, in denen die Fußballklubs für viele Menschen oft die letzte Möglichkeit darstellen, Stolz zu empfinden? Selbstverständlich müssen sich diese Vereine verstärkt um ihre Problemfans kümmern, aber sie immer wieder nur darauf zu reduzieren kuriert das Übel nicht. Die große Mehrheit der Rostocker und Dresdner ist nicht nur friedlich, sondern kreativ, lautstark und reiselustig. Sie haben Unterstützung verdient und eine faire Chance, Besserung zu beweisen, denn sie sind eine Bereicherung. Hoffentlich auch bald für die Bundesliga.