Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Josep Guardiola und die Isländer werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Es sind nicht etwa die berüchtigten Wutbürger von der Insel, die den Trainer des FC Barcelona nerven, sondern die starken Raucher im Nordatlantik. Schon zum zweiten Mal kommt den katalanischen Fußballkünstlern bei einer Champions-League-Gala einer jener Vulkane mit den unaussprechlichen Namen dazwischen. Genauer gesagt deren Asche. Vor einem Jahr spuckte der Eyjafjallajökull, jetzt speit der Grímsvötn sein Höllenfeuer. Alles Asche!

Sie erinnern sich: Ende April 2010 mussten die Barça-Profis ihre Flüge nach Mailand stornieren, weil die Aschewolke aus Island den europäischen Luftverkehr lahmlegte. Nach einer fast 1000 Kilometer langen Reise per Bus unterlagen die müden Kicker bei Inter mit 1:3 - das Ende aller Champions-League-Träume für Messi und Co., zumal der damalige Inter-Trainer José Mourinho auf dem Platz zubetonieren ließ, was die Asche allein nicht geschafft hatte.

Und nun also der Grímsvötn. Diesmal wollen die Katalanen schlauer sein und kommen der nordischen Asche zuvor. Kurzfristig buchten sie ihre Flüge um und reisten schon gestern Abend zum Champions-League-Finale nach London. Ob das auch den 24 000 avisierten Barça-Fans gelingt, war gestern noch so unklar wie die Luft über Reykjavik.

Barcelonas Gegner hat derlei Sorgen übrigens nicht. Manchester und London trennen gerade mal 263 Kilometer. Eines ist sicher - nach dem Finale wird nur eines der beiden Teams sagen: Alles Asche!