Eine Schützenhilfe von Joachim Mischke

Da Schadenfreude die schönste aller Freuden ist, kann man den ZDF-Fernsehräten auf der Feste Lerchenberg, die seit zwei Wochen in strammster Politbüro-Tradition nicht reagieren, nur verzückt über ihre gebührenfinanzierte Schweigemauer zurufen: Tjahaa, geschieht euch recht!

Was ist passiert? Vor zwei Wochen hatte sich der FAS-Feuilletonchef Claudius Seidl, bei solchen Themen geschmacks- und treffsicher, als Gegenkandidat für den Job des ZDF-Intendanten gemeldet. Am 17. Juni ist Wahl, Thomas Bellut ist einziger Kandidat. Doch Seidl hatte die Nase voll vom Primetime-Topfschlagen, von Wackere-Frauenschicksale-Verfilmungen und der Berg-, Wald- oder Wiesendoktor-Ärzteschwemme, die durch seine GEZ-Zwangsabgabe mitfinanziert werden. Er versprach, das Programm zu entrümpeln und zu entschmalzen, um wieder hinsehen zu können, ohne das Beißholz zu vermissen. Nichts mehr sollte ihm und uns unter die Augen kommen, was man bei Privatsendern genauso gut, aber eben gratis ignorieren könnte.

Seitdem herrscht lustiger Kleinkrieg zwischen der Anstalt und dem Streiter fürs Schöne, Gute, Wahre der gar nicht mehr so allein ist. Die Zahl der Seidl-Sympathisanten auf seiner Facebook-Seite wird größer. Noch sind es knapp über 1700. Noch. Das Internet hat bewiesen, dass Revolutionen immer klein beginnen, die Mainzelmännchen sollten also zumindest ins Grübeln kommen.