Ein Konzert-Echo von Joachim Mischke

Hin und wieder muss sich das Risiko des Scheiterns auf höchstem Niveau, angefeuert von künstlerischem Größenwahn, auch mal lohnen. Ob es sich rechnet, steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Bayreuth wäre nach wie vor ein kuschelig verschnarchtes Provinzstädtchen, wenn Wagner nicht Wagner, buchhalterisch unzurechnungsfähig und versessen auf die eigenen Gesamtkunstwerke, gewesen wäre. Stockhausen hätte es sich mit seinem 29-stündigen "LICHT"-Opernzyklus entschieden einfacher machen können. Und auch Mahler selbst ahnte vor der Uraufführung seiner achten Sinfonie, als er 1910 vor dem Auftritt von mehr als 1000 Mitwirkenden die Premierenhalle in München inspizierte: "Es verliert sich alles ordentlich darin." Uraufgeführt wurde trotzdem, denn es galt, genau: der Kunst.

In Hamburg, der selbsternannten und vor allem gefühlten Musikmetropole, wo es nach wie vor keine angemessene Spielstätte für solche Unikate in Übergröße gibt, war man am Freitag wieder einmal um eine Erkenntnis reicher. Dass es nicht schön klingt, wenn die richtigen, die wichtigen Stücke durch die falschen Hallen hallen. In der altehrwürdigen Laeiszhalle wären wohl die Stuckornamente von den Bühnenwänden geflogen, hätte man dort versucht, Mahlers Achte aufzuführen. So gesehen, war das NDR-Konzert-Event in der O2 World vor allem eine riesige Werbeveranstaltung für die Elbphilharmonie, einen Saal, den es hier noch nicht gibt. Und für eine Einstellung, die es unter Hanseaten auch noch sehr schwer hat.