Das Bröckeln geht weiter. Und zwar im großen Stil. Jetzt ist ganz Europa dran. Die Währungsunion zerfällt. Während die einen unschuldige Zimmermädchen belästigen, löst sich der Euro in seine Bestandteile auf. Meine Frau kramt schon sämtliche Reisetagebücher und Fotoalben aus den Regalen. "Du, Schatz, lass uns dieses Jahr Urlaub in Griechenland machen, ich habe noch ganz viele Drachmen-Scheine eingeklebt." Zurück zu Peseten, Escudos, Lire, D-Mark. Das Pfund ist nicht mal mehr 250 Gramm wert. An Hamburgs Stadtgrenzen gibt es ab jetzt Liquiditätsprüfungen für Insassen von Fahrzeugen aus Spanien, Portugal, Italien, England, und bei allen anderen sowieso.

Der Hamburger Finanzsenator Peter Tschentscher erwägt die Einführung des guten alten Talers. Die Großsilbermünze hatte immerhin einmal einen Wert von drei Mark. Also 1,50 Euro. Oder wie wäre es mit einer Währung in Pfeffer? Haben wir hierzulande ja gleich säckeweise. Vielleicht zurück zur Tauschgesellschaft? Warum zukünftig nicht gleich in chinesischen Yuan bezahlen? Wussten Sie, dass 1 Yuan = 0,10802 Euro entspricht? Dass heißt: 1 Euro = 9,25757 Yuan! Welch eine Schmach.

Apropos Wechselkurs: Die FDP, also der Herr Dr. Rösler, hat sich einen Schein ausgestellt und selbst überwiesen. Von Gesundheit zur Wirtschaft. Da freut sich die Pharma-Lobby. Wieder alles in einer Hand. Das zeugt von einem gesunden Wirtschaftsverständnis. Vor allem aber von einem übersteigerten Selbstbewusstsein-Bewusstsein. Er sagte: "Über mir gibt es nur noch ich. Also Überich." Das, was der morgens einnimmt, davon hätte ich gern die Hälfte.

Dieser Softball-Spieler und Katzenpfötchen-Lutscher, sammelt Schaumwaffeln und hat die Durchschlagskraft eines unbespannten Tennisschlägers. Ich habe das unbestimmte Gefühl, in diesem Leben werden wir keine Freunde mehr. Im nächsten sicher aber auch nicht.

Und was hat eigentlich der Senat in der kommenden Woche gemacht? Wenn die Machbarkeit erneuerbarer Energien an den Aktivitäten des Rathausinnenlebens gemessen würde, wäre es ruck, zuck dunkel bei uns. Kaum Licht für die Kollektoren bei so viel Schatten. Von Sonne ganz zu schweigen. Ein Gezeitenkraftwerk wäre bei der Ebbe in der Staatskasse ein Trockendock und bei dem wenigen Wind, den unsere Hamburger Politiker machen, stehen alle Räder still.

Statt bei Abstimmungen zu Tisch zu gehen, sollten die Damen und Herren lieber mal zu Rate gehen. Heißt ja nicht umsonst Rathaus und nicht "Kantine für gewählte Mittag-Esser".

Und sonst so? Ach ja, auf dem heimischen Wochenmarkt erwischt uns die Globalisierung zurzeit mit voller Wucht. Zwei frische ganze Ananas für 1,50 Euro. Eine 250-Gramm-Schale hiesiger Erdbeeren drei Euro. Im richtigen Sommer wird das dann noch einmal getoppt. Da kostet das Pfund Knubberkirschen, geerntet am Stadtrand, 7,90 Euro, zwei Ananas dann aber nur noch einen Euro.

Na bitte, geht doch.

Nils Loenicker ist Kabarettist und Mitinhaber von Alma Hoppes Lustspielhauses. Sein satirischer Wochenausblick erscheint jeden Montag