Heiraten ist stark. Heiraten ist auch wieder dran, denn wer heute mit 20, 30 oder 40 heiratet, stammt häufig genug von geschiedenen Eltern. Da sagen manche: Wir machen das jetzt besser. Heiraten in der Kirche ist auch wieder dran, denn viele merken: Die Eltern oder die Freunde neben uns haben es nicht geschafft zusammenzubleiben - also holen wir uns eine Art großes Dach für uns.

Das ist sinnig. Nicht weil Kirche was davon hätte, sondern, weil es Paaren gut tut, wenn sie von vornherein ein bisschen die Demut üben. Demut, das heißt, nicht so siegesgewiss draufloszulieben. Es ist das Recht aller Liebenden, sich mitten im Rausch sicher zu fühlen, keine Frage. Aber es ist ihre Pflicht, die Verbindungskanäle zwischen sich zu putzen. Aber das ist nicht so leicht, wie es klingt.

Lotta und Sven zum Beispiel wollen jetzt heiraten. Das war nicht immer so. Vor einem Jahr wollten sie gar nichts mehr zusammen machen. Er hatte sich in Julia verliebt, sie fand ihn zu häuslich, und sprechen konnten sie auch nicht mehr miteinander. Da sind sie zu dem Pastor gegangen, der sie mal beide konfirmiert hatte. Der hat dagesessen und ihre verschlossenen Münder gesehen und allerlei versucht. Aber es ging nichts. Immer dieselben Vorwürfe und kein Land in Sicht.

Einmal ist er dann mit ihnen in die Kirche gegangen, am Nachmittag, keiner sonst da. Die drei allein in der leeren Kirche. "Könnt ihr's mal dem da sagen", hat er angeboten und auf das große Glasfenster mit dem kitschigen Jesus gezeigt. Da hat Sven plötzlich herumgedruckst und war angefasst - wie von einer anderen Hand. Hat gestammelt und gesagt, er verstünde das auch alles nicht und so. Und hat vor Lotta zu dem im Fenster allerlei gesagt, und zum Schluss: "Mach mal, dass es gut wird. Ich will doch eigentlich ganz gern bei ihr sein."

Da war sie natürlich fix und fertig. Und hat ihm auch noch was hingeschüttet - dem da oben. Was immer schon mal gesagt werden musste. Von der Sache mit Julia und dass er nie mitkommt zum Tanzen und überhaupt. So saßen sie in den abgeschabten Bänken und haben laufen lassen, was festsaß.

Dann sind sie raus, und die Welt war erschöpft und wie blank geputzt.

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