Ex-Pixelpark-Chef Michael Riese baut United Digital Group aus neun Internetagenturen mit 500 Mitarbeitern auf. 50 Jobs entstehen.

Hamburg. Michael Riese nennt es die "Erfüllung eines großen Traums". Vor zweieinhalb Jahren saß der ehemalige Chef der Neuer-Markt-Ikone Pixelpark noch allein in seinem Büro an der Großen Elbstraße, blickte auf den Hafen und überlegte, wie er wieder im Internetgeschäft Fuß fassen könnte. Nun hat der 50-Jährige in der Hansestadt die United Digital Group (UDG) aus der Taufe gehoben, in der sich neun Werbeagenturen zusammengeschlossen haben, die auf das Marketing im Netz spezialisiert sind.

Die Gruppe kommt nach eigenen Angaben auf einen Jahresumsatz von rund 89 Millionen Euro und beschäftigt bundesweit etwa 500 Mitarbeiter. "Wir bieten unseren Kunden ein komplettes Dienstleistungspaket für das Internet an", sagt Riese. Dies reiche von der Art und Weise, wie sich eine Marke im Netz präsentiere über die Gestaltung von Webseiten bis hin zu der Frage, wie Kunden über soziale Netzwerke wie Facebook angesprochen werden könnten. "Klassische Werbekonzepte einfach auf das Internet zu übertragen funktioniert nicht."

Zu der Gruppe zählt beispielsweise die Agentur Bassier, Bergmann & Kindler, die unter anderem den Sportwagenbauer Porsche bei der Markenführung im Netz berät. Auch die Internetagentur Sumo hat sich dem Netzwerk angeschlossen. Die Suchmaschinenoptimierer kümmern sich für Großkunden wie die Deutsche Post oder Bosch darum, dass deren Internetseiten optimal von Google gefunden werden. Aus Hamburg hat sich die Agentur KMF der Gruppe angeschlossen. Die rund 100 Mitarbeiter des Unternehmens sind Spezialisten für die Pflege von Kundenbeziehungen im Netz.

Hervorgegangen ist die United Digital Group aus der früheren Holding Riese Media, die ursprünglich zwölf Agenturen umfasste. Nach Rieses Worten hätten einige der früheren Partneragenturen nicht mehr in die neue Strategie gepasst, weil sie noch zu sehr auf klassische Werbung ausgerichtet gewesen seien. "Wir wollten ausschließlich digitale Spezialisten in der Gruppe haben", sagt er.

Unterstützt wird die United Digital Group von dem schwedischen Finanzinvestor EQT, der mit einem seiner Fonds 49 Prozent der Anteile an der Holding übernimmt. Die Mehrheit der Anteile liegt beim Management der Holding um Geschäftsführer Riese und den bisherigen Eigentümern der Partneragenturen, die alle Anteile ihrer Firmen an die neue Dachgesellschaft verkauft haben.

Mit dem neuen Investor im Rücken hofft Riese auf ein starkes Wachstum in den kommenden Jahren. "Der Markt legt jährlich um zehn Prozent zu, daher sollten wir in gleichem Umfang wachsen können", sagt er. Derzeit seien die Partneragenturen auf der Suche nach rund 50 neuen Mitarbeitern.

Zu schnelles Wachstum ist Riese allerdings auch schon mal zum Verhängnis geworden. Als Chef des sanierungsbedürftigen Internetdienstleisters Pixelpark, der mal zu den großen Stars am längst verschwundenen Börsensegment Neuer Markt gehörte, trieb er die Expansion durch Zukäufe voran. Zwar gelang es ihm, die Firma in die schwarzen Zahlen zu führen, doch nach der Übernahme des Konkurrenten Elephant Seven rutschte Pixelpark wieder ins Minus. Nach einer turbulenten Hauptversammlung und Streit mit dem Aufsichtsrat über die künftige Strategie von Pixelpark legte Riese sein Amt im Jahr 2008 nieder.

Welche Lehren hat er aus dem einstigen Hype um die New Economy gezogen? "Strategisch war man damals der Zeit zu weit voraus", sagt er. Es sei von Milliardenumsätzen im E-Commerce geträumt worden, obwohl die technische Infrastruktur dafür noch gar nicht vorhanden gewesen sei. Erst jetzt verfüge man über die notwendigen schnellen Verbindungen, um die Internetträume von damals zu verwirklichen.