Es liegt nahe, bei den führenden Linienreedereien mal nach dem Rechten zu sehen. Der Transport von Containern ist so etwas wie das Fließband des Welthandels und für die Arbeitsteilung über Kontinente hinweg unverzichtbar. Wer hier viel Macht hat, kann mit illegalen Absprachen auch viel Schaden anrichten.

Der Argwohn der EU-Wettbewerbshüter erscheint auch deshalb verständlich, weil Kartelle in der Schifffahrt bis 2008 legal waren. Jahrzehntelang genoss die Branche das Sonderrecht, auf sogenannten Konferenzen Vereinbarungen über Preise und Leistungen treffen zu dürfen. Mit der teilweisen Ausschaltung des Wettbewerbs wollte man die für die Wirtschaft lebenswichtige Schifffahrt fit halten. Heutzutage folgt die EU auch bei den Reedereien der ansonsten üblichen Sichtweise: dass Wettbewerb der beste Weg zur Ertüchtigung von Unternehmen und Branchen ist.

Razzien bei führenden Containerlinien wie Hapag-Lloyd, Hamburg Süd oder Maersk sollten nicht zu dem voreiligen Schluss verleiten, dass die EU hier in einen Sündenpfuhl vorgedrungen ist. Die Reedereien liefern sich einen harten Wettbewerb. Vor allem Maersk und MSC haben über Jahre versucht, mit großen Schiffskapazitäten und Kampfpreisen Marktanteile zu gewinnen. Der ungehemmte Ausbau der Containerschiffsflotten im vergangenen Jahrzehnt spricht nicht gerade für geheime Absprachen, um Preise in die Höhe zu treiben. Im Gegenteil: Während der Krise stürzten die Transportpreise steil ab.

Bei den Schifffahrtslinien könnte es also ähnlich ausgehen wie bei den vielen Kartelluntersuchungen am Tankstellenmarkt: ergebnislos.