Stromnetzgebühren nicht gezahlt. 15.000 Hamburger betroffen. Kiunden werden über Vattenfall mit Strom beliefert - zu deutlich höheren Tarif.

Hamburg. Der Skandal um den angeschlagenen Billigstromanbieter Teldafax hat nun auch Hamburg erreicht. Mit Vattenfall Europe Distribution kündigte gestern einer der größten deutschen Netzbetreiber den Nutzungsvertrag mit dem Stromanbieter. Betroffen sind rund 15.000 Teldafax-Kunden in Hamburg sowie 30.000 in Berlin. Sie werden künftig von Vattenfall mit Energie versorgt und erhalten die sogenannte Grundversorgung zu einem deutlich höheren Tarif als bisher.

"Teldafax kann den Zahlungsverpflichtungen für die Durchleitung des Stroms durch unser Netz nicht mehr nachkommen", sagte Vattenfall-Sprecher Stefan Kleimeier dem Abendblatt. "Damit sind unsere monatelangen Bemühungen gescheitert, Teldafax durch besondere Zahlungsvereinbarungen die Möglichkeit zu geben, die finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden und die Kunden vor einem unfreiwilligen Anbieterwechsel zu bewahren."

Bis gestern Mittag soll der Billigstromanbieter Zeit gehabt haben, die geforderte Vorauskasse für die weitere Nutzung des Stromnetzes zu überweisen. Als diese Zahlung ausblieb, machte der Netzbetreiber von seinem Kündigungsrecht Gebrauch.

Die Hamburger Teldafax-Kunden werden bereits von heute an über den Marktführer Vattenfall mit Strom beliefert, der gesetzlich für die Grundversorgung verantwortlich ist. Sie rutschen dabei automatisch in den Tarif Hamburg Basis-Privatstrom, der zu den teuersten Angeboten des Konzerns zählt. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät daher, sich möglichst umgehend einen neuen Stromanbieter zu suchen und diesen auch die Wechselformalitäten erledigen zu lassen. Schwierig wird es allerdings für jene Kunden, die im Rahmen ihrer Verträge noch Vorauskasse an Teldafax geleistet haben. "Diese Kunden sollten sich ausrechnen, wie viel Geld sie noch von Teldafax zu bekommen haben, und diese Summe schriftlich mit einer Zahlungsfrist von zwei Wochen einfordern", rät der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale, Günter Hörmann.

"Wir sind bereit und auch in der Lage, den Kunden etwaige im Voraus geleistete Beträge anteilig zurückzuerstatten", sagte Teldafax-Sprecherin Susanne Fiederer dem Abendblatt. Allerdings brauche das Unternehmen für diesen Vorgang mindestens drei Monate, da man erst die endgültigen Zählerstände abfragen müsse.

"Die Kündigung des Netznutzungsvertrags mit Vattenfall trifft uns hart, ist aber nicht existenzbedrohend", sagte Fiederer. Teldafax befindet sich schon lange in finanzieller Bedrängnis. Der Billiganbieter war vor allem durch seine aggressive Preispolitik in eine Schieflage geraten. Mittlerweile haben laut Bundesnetzagentur bereits 40 bis 60 Netzbetreiber die Verträge mit der Firma gekündigt. Auch in diesen Fällen war der Anbieter seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen.