Die Trendsportart Stand-up-Paddling ist nicht anstrengender als Wandern, ein super Balancetraining und in kurzer Zeit zu erlernen.

Hamburg. Ein ungewöhnlicher Anblick. Noch. Mitten auf der Alster steht ein Mann auf einem Brett und paddelt gemächlich dem Sonnenuntergang entgegen. Lässig, elegant, irgendwie exotisch - ein bisschen Hawaii in der Hansestadt. Tatsächlich soll Stehpaddeln oder Stand-up-Paddling (SUP), wie es offiziell heißt, an den Stränden von Hawaii entstanden sein. Surfer, die auf die perfekte Welle warteten, sollen sich so angeblich die Zeit vertrieben haben. Inzwischen hält der Trendsport überall dort Einzug, wo es Wasser gibt. Folglich auch in Hamburg. Nicht anstrengender als Wandern, ein super Balancetraining und für jeden normal sportlichen Menschen in kurzer Zeit zu erlernen. Sagen zumindest jene, die es können. "Selbst Anfänger fallen fast nie ins Wasser", heißt es beim SUP-Center Hamburg, das am Stadtparksee Schnupperkurse anbietet. Für den Praxistest, so wird empfohlen, sollte man dennoch auf Nummer sicher gehen, Handtuch und Kleidung zum Wechseln mitnehmen.

Die Vorbereitung ist simpel: Trainer Victor Droemer verteilt ausziehbare Paddel, stellt die jeweils der Körpergröße angemessene Länge ein und erklärt die Grundlagen des Steuerns.

Im Wasser dümpelt das SUP-Board aus Kunststoff. Es ist deutlich länger und breiter als ein Surfbrett, mit rutschfester Oberfläche im Mittelbereich. "240 Liter Volumen, bei dem Auftrieb kann man gar nicht untergehen!" Trainer Victor Droemer hält eine seiner neuen Schülerinnen fest, während sie sich von der Ufermauer sitzend herablässt und mit den Füßen auf das Board tastet. Holla, das scheint kippelig zu sein. Die Zehen krallen sich ins Board, während die Anfängerin auf dem Brett versucht, den idealen Stand in der Mitte zu finden. "Locker in den Knien!", ruft ihr der Trainer zu.

Tatsächlich: Mit leicht gebeugten Beinen steht es sich stabiler. Und jetzt das Paddel. Vorsichtig durchziehen. Man gleitet. Wenn auch ziemlich wackelig. Auf dem See wartet Victor Droemer auf seine Schüler. Er selbst steht so lässig auf dem Brett, als ob er dort geboren worden wäre. "Das Blatt richtig eintauchen, gleichmäßig durchziehen. Locker aus der Hüfte!", ruft er den Steh-Paddlern zu. Der Trainer hat gut reden: Unsicher und angespannt staksen die Anfänger voran, während Victor Tipps für Körperhaltung und Steuerung gibt.

Plötzlich kräuselt sich das Wasser, das Board beginnt auf einmal leicht zu schaukeln. Man ist raus aus der heimeligen Bucht, der Wind treibt die Stehpaddler Richtung Seemitte, wo die Strömung heftiger ist.

Obwohl die Anfänger, die gerade ihre ersten Steh-Versuche in dieser neuen Sportart machen, gegensteuern, driften sie weiter ab. "Ganz ruhig", ruft Trainer Victor Droemer. Zu spät. Schlagartig wird ein entscheidender Nachteil des Stehpaddelns bewusst: Ein vorzeitiges Absteigen bedeutet Schwimmen. Stattdessen sollte man lieber auf die Knie gehen, sich hinhocken - schon besser. Victor Droemer nutzt die Gelegenheit und zeigt, wie man sich als "Päckchen" hinkauert. Ebenfalls auf den Knien steuert der Trainer neben einer Schülerin, jeder hält das Paddel des anderen fest.

Als sich die Neu-Steh-Paddlerin langsam wieder aufrichtet, klappt es mit der Balance schon deutlich besser. Zum ersten Mal während des Paddelns hat sie Augen für die Umgebung. Für die große Wiese mit dem Planetarium im Hintergrund, die blühenden Kastanien, die Armada der Modellboote vor der Liebesinsel, die Graugans-Familie, die über den See zockelt. Entspannt paddelt man über den See, genießt Hamburg von einer ganz neuen Seite. Ein Spaziergang auf dem Wasser. Ob man lässig dabei aussieht? Keine Ahnung. Fest steht, dass man sich so fühlt - und einen Heidenspaß hat.